WOZ-LeserInnenumfrage: «120 Minuten»

Nr. 26 –

Was hält die Kundschaft von der einzigen unabhängigen, überregionalen linken Zeitung der Deutschschweiz?

Liebe Leserinnen und Leser

Vor geraumer Zeit baten wir Sie, einen aufwendigen Fragebogen mit 48 Fragen zur WOZ auszufüllen. Zu gewinnen gab es nichts - dennoch haben 1793 Personen geantwortet, das ist ein Rücklauf von über zwölf Prozent und damit ein sehr gutes Resultat - besten Dank! Die Auswertung der Antworten liegt vor; ein paar dieser Erkenntnisse wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.

Wir erhielten doppelt so viele ausgefüllte Fragebögen von Frauen wie von Männern. Zwei Drittel der Teilnehmenden leben in der Stadt, 49Prozent haben einen Universitätsabschluss, und die Altersgruppe mit den meisten Antworten sind die Vierziger (29Prozent). Die ZweitleserInnen, von denen es gemäss den offiziellen Wemf-Umfragen sehr viele geben muss, antworteten kaum: 97Prozent der Antwortenden haben die WOZ im Abo. Wenig verwunderlich ist, dass sich die Teilnehmenden mit der WOZ stark identifizieren: 96 Prozent sind der Meinung, die WOZ entspreche einem Bedürfnis; 82 Prozent wissen, dass wir eine Genossenschaft sind, und 95 Prozent kennen den Förderverein ProWOZ. Und treu sind sie: 69 Prozent lesen die WOZ seit mehr als fünf Jahren; am meisten Treue hat es unter den Bestverdienenden. Im Schnitt wird eine WOZ-Ausgabe zwei Stunden lang gelesen; die meisten LangleserInnen finden sich unter den Teenagern.

Treue Kolumnenfans

41 Prozent finden die WOZ «sehr gut», 55 Prozent «gut». Deutlich die besten Noten geben die Wenigstverdienenden; ihnen sind wir ihr Geld offenbar wert. Die unter Vierzigjährigen finden die WOZ häufiger «sehr gut» als die Älteren.

Das wichtigste Ressort ist gemäss der Umfrage das Inlandressort: 73 Prozent finden dieses «sehr wichtig», gegenüber 57 Prozent beim Ressort International. Das Wissen kommt auf 33, die Kultur auf 31 Prozent (bei vergleichbaren Umfragen über andere Zeitungen schneidet die Kultur meist am schlechtesten ab); Wirtschaft 30 und Leben 22 Prozent. Offenbar sind die LeserInnen Sportmuffel: Nur 5 Prozent fanden den Sport «sehr wichtig», 49 Prozent «nicht wichtig»; 17 Prozent fanden, wir könnten den Sport auch bleiben lassen - übrigens vor allem Junge. Auf die Frage, was sie am liebsten läsen, antworteten immerhin drei Personen «die LeserInnenbriefe» und eine Person (weiblich, mittelalterlich, gute Ausbildung) «die Hausmitteilungen».

Treue Fans (und FeindInnen) haben Kolumnen: 113 LeserInnen gaben an, sie läsen am liebsten von allem in der WOZ die «Familie Monster», die damals noch lebte (aber 139 fanden, wir könnten diese Kolumne bleiben lassen), und immerhin 23 LeserInnen vermissen «Die Welt spinnt» der ehemaligen WOZ-Redaktorin Marianne Fehr, die seit Jahren für die Konkurrenz schreibt ...

«Schwer verdaulich»

Das WOZ-Layout wird von 18 Prozent als «sehr ansprechend», von 73 Prozent als «ansprechend» bewertet. Zeitgemäss finden uns 89 Prozent; den höchsten Wert haben hier die Jüngsten, und die müssen es ja wissen. Die WOZ-Homepage besuchen 58 Prozent nie und 31 Prozent weniger als einmal pro Monat.

Und wie gut und verständlich schreiben wir? 5 Prozent fanden die WOZ «oft schwer verständlich»; 31 Prozent teilweise. Am besten verstehen, was wir schreiben, offenbar WG-BewohnerInnen (die finden wohl immer jemand, der es ihnen erklärt) und wenig Verdienende, während die gut Ausgebildeten die WOZ nicht verständlicher fanden als der Rest. 8 Prozent fanden die WOZ «schwer verdaulich» - vor allem Männer.

Ein bisschen Klischeebestätigung muss sein: 9 Prozent der UmfrageteilnehmerInnen gaben an, mit dem Auto, und 50 Prozent, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren oder zu Fuss zu gehen, 93 Prozent kaufen umweltgerecht produzierte Lebensmittel. 25 Prozent sind SP-Mitglieder, 7 Prozent Grüne,

18 Prozent Mitglieder des VPOD und je 5 Prozent der Gewerkschaften Comedia und Unia. Zwischen 13 und 16 Prozent sind bei Amnesty International, WWF respektive Greenpeace Mitglied. Die NZZ und den «Tages-Anzeiger» lesen je fast die Hälfte unserer LeserInnen, «20 Minuten» 28 Prozent, unsere Lieblingsrivalin «Weltwoche» 15 und den «Blick» 7 Prozent. 73 Prozent lesen mehrmals pro Woche Bücher, 78 Prozent hören ebenso oft Radio, aber nur 52 Prozent sehen mehrmals wöchentlich fern - bei 22 Prozent FernsehtotalabstinentInnen. Und 53 Prozent besuchen klassische Konzerte - mehr als Jazz- und Blueskonzerte (49 Prozent). 22 Prozent hätten die WOZ gerne mutiger. Und, ach ja: 49 LeserInnen (3 Prozent) fanden, wir seien - «zu links.»

Marcel Hänggi