«Die Super-Klasse»: Wem gehört die Welt?

Nr. 26 –

Wie schaffen es 5000 bis 7000 Menschen, den Planeten zu beherrschen?


Es ist ein spannendes Buch, in Teilen unterhaltsam, und in ihm steht vieles, was die normal interessierten BürgerInnen, die sich von den üblichen bürgerlichen Medien ernähren, selten oder nie erfahren. Ein Buch über die Superklasse, jene 5000 bis 7000 Mächtigen, so die Schätzung des Autors, die diese Welt regieren. Sie haben viel Geld, viel Macht und exklusive Kontakte. Diese drei Dinge machen das Mitglied der Superklasse aus; nicht eines darf fehlen.

David Rothkopf, einst stellvertretender Staatssekretär in der Regierung von Bill Clinton, später Manager, Unternehmer und Politikberater, schreibt über eine Welt, in der er wenigstens zeitweise lebt. Er hat viele dieser Mächtigen aufgesucht, oder er kannte sie und ihre Geschichten schon: Clinton, David Rockefeller, Henry Kissinger, Spekulantinnen, Milliardäre, Denkfabriken - und fügt die Beschreibung dieser Begegnungen zu einer Anatomie der globalen Machtelite zusammen. Rothkopf sagt, es gehe ihm «um die eklatante Ungleichverteilung von Macht und Besitz auf der Welt». Es sei eben Tatsache, dass die etwa tausend MilliardärInnen dieser Welt «fast doppelt so viel besitzen wie die ärmsten 2,5 Milliarden Menschen». Er wolle jedoch nicht bei der Ungleichverteilung von Vermögen stehen bleiben. Im Kern gehe es ihm vor allem um «die Ungleichverteilung der Macht».

Zahllose Fäden

Rothkopf versucht also die Frage zu beantworten, wem die Welt gehört. Er pflegt keine Verschwörungstheorie von den wenigen Mächtigen, an deren Strippen diese Welt hängt. Er erstellt ein brüchiges Bild, das von den Konflikten und den Widersprüchen innerhalb dieser Gruppe zeugt. So setzt er nach und nach das Bild eines mal losen und mal fester gefügten Netzes zusammen, ein Bild, auf dem jedoch auch deutlich zu erkennen ist: Geht es um das Eingemachte, dann schliesst sich diese Klasse.

Diese Klasse mit ihren wenigen Tausend Mitgliedern sei, obwohl über den ganzen Erdball verteilt, «über zahllose Fäden miteinander verbunden: Unternehmervereinigungen, Investitionen, Vorstandssitze, alte Schulfreundschaften, exklusive Wohnviertel». Sie treffen sich oft, fliegen in ihren Privatjets zum Weltwirtschaftsforum in Davos, zur Sicherheitskonferenz nach München, zu den Bilderberg-Tagungen oder denen der Trilateralen Kommission. Man kennt sich. Die Klasse lebt in einem eigenen «imaginären Land».

Hinter der unsichtbaren Hand

Gleiche Interessen hielten diese Klasse zusammen, so Rothkopf, das sei ihr sozialer Kitt. Und der deutsche Soziologe Hans-Peter Müller ergänzt, dass eben diese Interessen «für einen stummen Konsens in der herrschenden Klasse und eine bemerkenswerte Organisations- und Konfliktfähigkeit» sorgten. Rothkopf: «Das Ergebnis ist eine erstaunliche Machtkonzentration in einem kleinen Zirkel von Entscheidungsträgern, die untereinander bestens vernetzt sind.»

Dieses Buch widerlegt die These, dass die Modernisierung der Gesellschaften und deren (formale) Demokratisierung die Macht von Eliten begrenzt habe. Rothkopf macht hinter der angeblich so unsichtbaren Hand des Marktes die Unternehmen, Institutionen und marktfreundlichen Regierungen sichtbar, die die Märkte in Wahrheit dirigieren. «Wenn eine Wall-Street-freundliche Partei die Wahlen verliert, werden die Investoren unruhig und ziehen ihr Kapital ab.» Rothkopf schildert in einer seiner vielen Anekdoten, wie Steven Schwarzman, Gründer der Private-Equity-Gruppe Blackstone, nach seinen Worten die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel von den Vorzügen seiner Art des Wirtschaftens überzeugte.

Rothkopfs Buch beschreibt nicht nur die Mächtigen, es beschreibt auch den Niedergang der Demokratie.

David Rothkopf: Die Super-Klasse. Die Welt der internationalen Machtelite. Riemann. München 2008. 542 Seiten. Fr. 37.90