Fotografie: Der Polizeifotograf

Nr. 48 –


Der Gruppe Tortoise aus Chicago haben die Fotos des Innerschweizer Fotografen Arnold Odermatt so gut gefallen, dass sie vor drei Jahren gleich das Cover der Box «A Lazarus Taxon» und die vier darin versammelten CDs mit ihnen gestaltet haben. Ein Auto kracht in die Wand eines Tunnels, die Schleuderspuren sind mit Kreide nachgezeichnet. Ein mit Polaris-Glace angefüllter Lastwagen versperrt beide Fahrbahnen im Tunnel. Die Spuren aus dem schwarzen Gummiabrieb der Pneus lassen den Weg erahnen, den das Fahrzeug genommen hat, als der Chauffeur die Kontrolle verlor.

Odermatt trat 1948 in Nidwalden in den Polizeidienst ein und begann auf eigene Faust, etwas misstrauisch von seinen Kollegen beäugt, auf Unfallstellen mit nüchternem Blick zu fotografieren. Das neue Medium musste von seinen Vorgesetzten erst akzeptiert werden, bevor er zum ersten Polizeifotografen der Schweiz werden konnte. Er blieb dies bis zu seiner Pensionierung 1990.

Sein Sohn, der Theater- und Filmregisseur Urs Odermatt, entdeckte die Fotografien seines Vaters, die dieser im Dienst zusammengetragen hatte, eher zufällig. Er stellte sie in Frankfurt aus, aber zu Kunst wurden die Dokumentaraufnahmen erst später. Der Ausstellungsmacher Harald Szeemann wählte 2001 Aufnahmen Odermatts für die Biennale Venedig aus. Eine weitere Ehrung folgte 2004 mit einer Ausstellung im Fotomuseum Winterthur. Der Fotoband «Karambolage» versammelt die berühmt gewordenen Aufnahmen von Autounfällen. Tortoise haben ganz auf die Wirkung der Bilder vertraut und sie mit ihrer Box einer anderen Szene zugänglich gemacht.

Arnold Odermatt: Karambolage. Steidl Verlag. Göttingen. 107 Franken (Nicht mehr lieferbar)

Tortoise: «A Lazarus Taxon». Thrill Jockey.