Togo: Hoffnung im Sand

Nr. 7 –

Ende Februar wird im westafrikanischen Staat gewählt – eine Demokratie wird es auch danach nicht sein. Wie lebt man in so einem Land? Die Geschichte einer Flucht – und einer Rückkehr.


«Wir haben gedacht, wir könnten die Welt aus eigener Kraft verändern»: Olivier Kolani, geboren am 7. Februar 1969 in Ahépé, einem Dorf im Südosten Togos, lacht. «Wir hatten Hoffnung!» Er lacht nicht häufig und nicht ohne Grund, auch jetzt gilt das Lachen zum Teil der eigenen Naivität. Steine haben sie geworfen, protestiert haben sie, den Zorn auf die Strasse getragen, gegen den Diktator des Landes, gegen das Militär, die Polizei. Olivier Kolani, vaterlos, bei den Grosseltern aufgewachsen, ist mittendrin, bei jeder Demonstration: Hatte doch der damalige französische Staatspräsident François Mitterand vor allen Staatsmännern des afrikanischen Kontinents gesagt, dass nun, nach dem Fall der Berliner Mauer, alle Staaten demokratisch werden sollten. Olivier Kolani ist ein Pseudonym: Noch immer sind Veränderung und Hoffnung gefährlich in den Augen der Machthaber von Togo.

Alles bleibt in der Familie

Warum also nicht auch eine Demokratie in Togo, hatten die Studierenden gefragt, unter ihnen Olivier Kolani, eingeschrieben für Betriebswirtschaft an der Universität in der Hauptstadt Lomé. Also hatten sie demonstriert, gegen Gnassingbé Eyadéma, der 1963 den ersten Präsidenten der unabhängigen Republik ermorden liess und sich 1967 selbst an die Regierung putschte. Ab da führte er das Land wie eine Familienangelegenheit, die wichtigsten Posten gingen an den Clan, vierzig Frauen wurden ihm nachgesagt. Alles weitere funktionierte mit dem Dreisatz der Diktatoren: Korruption, Polizei, Militär. Anfang der neunziger Jahre sträubte sich Eyadéma gegen die Nationale Konferenz, sie will die politischen Verhältnisse sortieren, ihn entmachten. Der runde Tisch von Togo, Hoffnung gegen Gewehre.

Diktator mit Verdienstorden

Olivier Kolani lacht bitter, wenn er an den Versuch der Demokratie denkt. Die Bitterkeit kommt auch daher: Am 28. Februar 2010 sind wieder Wahlen in Togo, der Präsident stellt sich dem Volk und heisst Faure Gnassingbé, Sohn des Diktators. Es hat sich nicht viel geändert in Togo, nicht viel geändert in Lomé.

«Une année de violence et de la mort», fasst «La Tribune» das Jahr 1992 zusammen, das Jahr, in dem die Menschen nach Demokratie riefen. Olivier Kolani sieht, wie die eigene Kraft, die Kraft der Opposition schwindet. Eyadéma, Freund von Franz-Josef Strauss, 1984 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet, regiert mit Terror. Beim Generalstreik sind sogar die Arbeitgeber mit dabei, am Abend sind die Strassen von Lomé still, das Militär mordet straflos, Hunderttausende fliehen, bekannte Oppositionelle werden erschossen – unter den Drahtziehern sind die Söhne des Präsidenten, Ernest und Faure Gnassingbé.

Kolani überlegt, er ist in Gefahr. «Es war einfach, die Entscheidung zu treffen, aber es war schwer, sie umzusetzen», sagt er. Er entscheidet nach der Demonstration auf dem heutigen Anani-Santos-Platz. 300 000 Menschen haben sich hier im Januar 1993 versammelt, so viele wie nie zuvor. Sie wollen Stellvertreter der einstigen Kolonialherren empfangen: Der französische Staatssekretär Marcel Debarge und sein deutscher Konterpart Helmut Schäfer sind zur Vermittlung zwischen Regierung und Opposition angereist. Zuerst fahren sie zum offiziellen Empfang in Kara, dort ist Eyadéma aufgewachsen. Auf dem Platz in Lomé wartet auch Olivier Kolani.

AFP/AP/opl, 26. 1. 1993

Protestierer in Togo erschossen. Am Montag, dem 25. Januar 1993, haben Polizisten das Feuer auf Demonstranten eröffnet und mindestens 12 Menschen getötet und 25 verletzt. Der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, der kurz nach dem Ereignis am Ort des Geschehens eintraf, sprach von mindestens 20 Toten. Die Demonstranten sollen zum Zeichen ihrer Friedfertigkeit weiss gekleidet gewesen sein.

Die Soldaten ziehen weiter, auch in den Stadtteil, in dem Kolani lebt, der vom Platz flüchten konnte. Es gibt mehr Verletzte, mehr Tote. Der französische Aussenminister Roland Dumas erklärt, Frankreich wolle sich nicht in Machtkämpfe einmischen, jedoch über die Sicherheit der Franzosen in Togo wachen. Olivier Kolani entscheidet sich zur Flucht. «Nach Deutschland!» Olivier Kolani, über einen Meter neunzig gross, muskulöse Arme, schlank, lacht laut und frei: «Ich wollte Ingenieur werden!» Und: «Die Franzosen haben eine schmutzige Rolle gespielt. Wer da als Afrikaner nach Frankreich geht, vergibt die Chance, Dinge anders zu sehen.» Er schlägt auf das Lenkrad, wir fahren durch die Stadt. Er zeigt auf einen Kuppelbau, der libysche Staatschef Muammar Gaddafi hat eine Moschee gestiftet. Er zeigt weiter auf einen weitläufigen Palast, mit hohen Mauern und prunkvollem Gepräge: der neue Sitz des Präsidenten. Er zeigt auf das grösste Stadion, «alles gebaut von chinesischen Firmen». Er fährt einen alten Mercedes 190 Turbodiesel, vor vier Jahren in Halle gekauft, Kilometerstand 150 000. Jetzt dreht die Anzeige knapp über 370 000. Der Mercedes ruckt etwas in die Gänge, ächzt, aber er rollt.

Arm und jung

Lomé ist eine niedrige Stadt mit Resten kolonialer Architektur, vieles ist eingefallen, wie zertreten. Abseits der Boulevards sind die Strassen aus Staub. Die Menschen leben in Hütten, oft halb eingestürzt oder knapp davor. Die Dinge sind sich selbst überlassen. Eine geteerte Strasse, so spotten sie in Lomé, führt zu einer Mätresse des Präsidenten.

Das Leben in der Stadt, das Leben in Togo, ist arm und jung: Über die Hälfte der Bevölkerung, so die Statistik der Weltbank, sind keine sechzehn Jahre alt. Sie sitzen auf Bänken und Schemeln, hören laute Musik. Die Frauen kleiden sich in traditionelle Tücher, die Männer tragen die Trikots ihrer Sportheroen: Es sieht lustig aus, auf den ersten Blick.

2008 lag Togo auf dem 172. Rang des Uno-Entwicklungsindex. Die Liste ist nur noch um neun Länder länger.

62 Prozent der Menschen in Togo sind extrem arm. Das ist, wer weniger als zwei Dollar zur Verfügung hat. Pro Tag. Auf dem Land sind es über 80 Prozent. Im Norden sind bis zu 35 Prozent der Kinder untergewichtig.

Das US-amerikanische Aussenministerium misst: Vom Staat kommen 24,7 Prozent des benötigten Budgets für Bildung. Etwa 43 Prozent der Männer können lesen und schreiben. Bei den Frauen sind es 31 Prozent.

Wenn man sich in Lomé an eine Strassenecke setzt und eine Mango isst, kann es passieren, dass eine Frau wie Abidé sich vorsichtig danebenhockt. Abidé bleibt stumm, nickt zur angebotenen Frucht. An manchen Fingern fehlen Nägel, die Narben im Gesicht sind der Stammesausweis, sie kommt aus dem Norden. Sie hockt sich hin mit Schmerzen, bleibt stumm. Dann: «Wenn ich deine Frau wäre, würde ich überall hin mitkommen.» Und dann nichts mehr.

Abidé sieht auf den ersten Blick nicht aus, als würde sie nach einem Kondom fragen, wenn es um Sex geht, auch wenn an den Ausfallstrassen Plakate hängen mit der Aufforderung: «Lass uns über Verhütung reden.» Offiziell sind nur 3,5 Prozent der Bevölkerung HIV-positiv, aber: Zwei Drittel der Bevölkerung sind gefährdet. Frauen wie Abidé, keine zwanzig Jahre alt, gibt es in Lomé, in Accra, in Abidjan. Sie leben auf dem kargen Land, irgendwann gibt es dort nichts mehr, also kommen sie in die Stadt. Und dort gibt es auch fast nichts.

Manchmal geht die Reise weiter, bis in die Nachbarländer und sogar Richtung Europa. Nur sind heute die Chancen, dort anzukommen, gleich null. Das ist 1993 anders, als Olivier Kolani die Entscheidung fällt, zu flüchten. Kolani flieht mithilfe seiner Familie über Moskau nach Hamburg. Davon erzählt er auf seiner kleinen Terrasse im Stadtteil Djidjole. Sein Zuhause ist jetzt ein hellbeiges Häuschen, sein dreijähriger Sohn Ramses, ein Kindermädchen, ein Vorgarten aus Sand.

Der Weg nach Djidjole war weit. Der Weg führt zur Warteliste beim Deutschkurs und zum Tellerwäscherjob im «Brauhaus Joh. Albrecht», sechs Tage die Woche, von 16 bis 24 Uhr, für um die tausend Mark im Monat. Aber er hört hier nicht auf. Olivier Kolani will immer noch die Welt aus eigener Kraft verändern. Also will er nicht ein Jahr auf den staatlichen Sprachkurs warten, nimmt privat fünf Stunden Intensivkurs jeweils am Morgen. Das kostet ihn die Hälfte seines Lohns. Sechs Monate später bekommt er den Studienplatz, den er will: Wintersemester 1994/95, Ingenieurwissenschaften, Fachbereich Elektrotechnik, Technische Universität Hamburg-Harburg.

Aber: «Ich habe schon früh gemerkt, dass mein Herz hierfür schlägt», die Hand weist in den Staub. In Deutschland engagiert er sich in politischen und sozialen Gruppen, es gibt zwei Themen: die Politik in Togo und die Integrationshilfe in Deutschland. 1999 erhält er von seiner Hochschule einen Preis für «soziales Engagement», dotiert mit 2000 Mark. Doch Kolani zahlt auch einen Preis: Er kann nur auf dem Landweg nach Togo einreisen, muss Kontrollen umgehen. Folter und Tod haben FreundInnen und MitstreiterInnen getroffen, das Klima der Denunziation hält sich. Kolani kommt jedes Jahr zurück, besucht die Familie. Einmal auch seinen Grossvater im Norden auf dessen abgeschiedener Farm. Olivier Kolani sieht die Hügel, die Landschaft der Kindheit, der Grossvater macht Palmwein. Kolani trinkt und ist glücklich. «So einfach, mit nichts.»

«Ein Freund Frankreichs»

Einen Monat vor seinem 33. Geburtstag schliesst er das Studium ab. In Togo herrscht immer noch derselbe Gnassingbé Eyadéma. Wie neun Jahre zuvor, als er fliehen musste. In Hamburg fühlt er sich wohl, er bekommt eine Arbeit. Ab und an geht er ins «Brauhaus Joh. Albrecht». Vor ihm liegt eine Karriere. Als Kolani sagt, dass er kündigen und nach Afrika zurückgehen wolle, entfährt seiner Chefin der Satz: «Bist du blöd?»

Dann kommt der 5. Februar 2005: Der alte Präsident stirbt. Der damalige französische Staatspräsident Jacques Chirac sagt: «Mit ihm stirbt ein Freund Frankreichs, der für mich ein persönlicher Freund war. Mit Sicherheit spürt Afrika den fürchterlichen Schmerz angesichts des Verlusts dieses Mannes, der sich seit so vielen Jahren für regionale Zusammenarbeit, für Vermittlung und für den Friedensprozess eingesetzt hat.» Olivier Kolani spürt einen anderen Schmerz, als der Parlamentspräsident und verfassungsgemäss der Amtsnachfolger nach einer Reise vom Militär nicht ins Land zurückgelassen wird.

Zufällig ist Kolani in Lomé. Gegenüber dem Parlamentsgebäude trifft er abends einen Freund im Hotel 2 Février. Das Haus ist hoch, und man kann auf den Platz und das Kongressgebäude mit dem geschwungenen Vordach hinabblicken. Kolani sieht hektische Geschäftigkeit: In der Nacht tritt Faure Gnassingbé als Minister zurück, wird als Abgeordneter vereidigt, als Parlamentspräsident gewählt und zum Präsidenten des Landes ausgerufen. Jacques Chirac sagt sinngemäss, dass er dem Sohn eines solchen Vaters nicht die Freundschaft verwehren könne.

Es gibt Proteste. Faure Gnassingbé lässt Wahlen zu, fälscht sie, gewinnt – und dann sterben rund 800 Menschen. «Sogar aus dem Hubschrauber haben sie geschossen», erinnert sich einer, der überlebt hat. Etliche mehr werden verprügelt und drangsaliert. Auf dem demokratischen Weg wird in Togo geschlagen und gestossen, und am Ende siegt das alte System. Bis heute hat den Totschlägern von 2005 keiner den Prozess gemacht, die Namen der führenden Figuren sind dieselben geblieben. Kein Wunder, dass die Taxifahrer, die an der Ecke stehen, oder die Büroarbeiter mit Magistertiteln sagen: Wir gehen nicht wählen. Wir haben Angst.

Dabei gibt es heute in der Opposition auch Dissidenten aus dem Regime. Agbéyomé Kodjo ist einer von ihnen. Unter dem alten Diktator war er Premierminister und dann, als die Polizei in die Menge schoss, Innenminister. Olivier Kolani kennt Kodjos dunkle Vergangenheit. Und doch: «Wir brauchen Leute wie ihn, weil er das System und seine Schwächen kennt.» Wer von den jungen Wilden weiss, wie eine Wahl manipuliert wird? Wie ein scheinbares Chaos organisiert wird, damit WählerInnen in oppositionellen Gebieten ihre Namen nicht in den Wahllisten finden? Wie regierungstreue Dörfer um das Doppelte an Wahlberechtigten anwachsen? Diplomingenieur Olivier Kolani kümmert sich weniger um Ideologie, er schaufelt die moralischen Bedenken gegen Kodjo auf die eine Seite des Lenkrads. Die technischen Vorteile auf die andere. Letztere wiegen mehr. Und: «Wer eine saubere Weste haben will, darf nicht in die Politik gehen.»

Seine Kraft, seine Hoffnung gehen heute in eine andere Richtung. Ein Kernsatz, auf der Terrasse: «Ich weiss heute, dass man ein solches Regime, dass man Militär und Polizei in Togo anders bekämpfen muss.»

Konterfei auf Reissäcken

Drei Tage später, der Tachometer zeigt 372 000 Kilometer, hält Kolani vor einem breiten Metalltor im Stadtteil Adidogomé. So kämpft er heute: 2006 gründet er zusammen mit Freunden das Kinderhaus Frieda für Aidswaisen. 24 Kinder leben hier, sie machen gerade Hausaufgaben. Draussen vor dem Tor landen immer mehr Kinder von infizierten Müttern auf der Strasse. Der Verein lebt von Spenden aus Deutschland. Er kommt mit 30 000 Euro im Jahr aus.

Die Gewalt im Land ist eine andere geworden, doch gelegentlich blitzen noch die Gewehre, es wird dann bedroht, eingeschüchtert, geschossen und auch gestorben. Gerne während der Wahlen, die immer deutlich für den Machthaber ausgehen. «Ich überlege mir jetzt schon, was ich an den Tagen mit meinem Sohn mache», sagt Olivier Kolani. Auch er hat Angst – aber nicht allzu viel.

Aber: Der Präsident verlässt sich auch auf neue Mittel, er nennt sie demokratisch. Vor den Parlamentswahlen 2007 bekam jede Frau einen Mikrokredit über 150 Euro. «Wenn ich gewinne, braucht ihr ihn nicht zurückzuzahlen», sagte der Präsident. Er dekretierte, dass die Grundschule nun kostenfrei sei. Seitdem bekommen viele LehrerInnen ihren spärlichen Lohn selten bis nie. Schulen wurden keine mehr gebaut, in den Klassenräumen drängen sich auch mal zweihundert SchülerInnen. Vor Weihnachten und kurz nachdem Faure Gnassingbé die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in Berlin besucht hat, lässt er dreissig Tonnen Reis importieren, die Zehnkilosäcke mit seinem Konterfei gibt es zu 2010 regionalen Francs, knapp die Hälfte des regulären Preises. Bei der Pressekonferenz in Berlin spricht Gnassingbé nach Merkel. Er sagt: «Wir haben bestätigt, dass die Tatsache, dass wir uns auf die Demokratie eingelassen haben und die Entscheidung für die Demokratie getroffen haben, unumkehrbar ist. Wir haben politische Reformen ergriffen, die zu friedlichen Präsidentschaftswahlen 2010 führen sollen.»

Olivier Kolani glaubt weiterhin an die Veränderung aus eigener Kraft. Nach der Rückkehr musste er viel Lehrgeld bezahlen. Er habe erst wieder Afrikaner werden müssen, sagt er. Menschen hintergingen ihn, er zahlte drauf. Heute ist er vielleicht etwas weniger freundlich, dafür bestimmter. «Du musst die Leute hier antreiben, du musst ihnen zeigen, wer der Chef ist, sonst passiert nichts.» Von Machiavelli kennt er einen Satz: «Wenn du nicht geliebt werden kannst, so musst du gefürchtet sein.» Er sagt einen eigenen Satz hinterher: «Wer hier geliebt werden will, hat verloren. Wenn du nur freundlich bist, schaffst du gar nichts.»

Ein Ort für Kinder und Jugendliche

Er ist jetzt Unternehmer mit einer eigenen Speditionsfirma. Elf Angestellte hat er, eine ist für soziale Projekte zuständig. Man kann noch mehr tun, die Welt in Togo ist längst noch nicht so, wie er sie möchte. In Dapaong, einer bitterarmen Stadt in der kargen Savanne des Nordens, betreibt er ein Zentrum für Kinder und Jugendliche. Es wird geführt von einem Verein, der den Lohn von zehn LehrerInnen zahlt, die vom Staat nichts mehr bekommen. Ein guter Lohn, dreissig Euro im Monat. 300 Kinder können so zur Schule gehen.

Im Kinderhaus Frieda sind die Kinder mit ihren Hausaufgaben fertig, alle tragen ihren Stuhl in den rosafarbenen Essraum, Kolani kitzelt ein schüchternes Mädchen. Die Kinder lachen und toben.

Auf der Rückfahrt sind wir eine Weile still. Wonach soll man fragen? Nach seiner Motivation? Wie sehr ihn die Welt draussen frustriert, mit einem Präsidenten, der sich grade eine gepanzerte Leybach-Limousine gekauft hat? Warum er nicht häufiger an den Strand geht mit seinem Sohn, sondern den Tag im Auto verbringt, am Telefon? Gerade antwortet Olivier Kolani: «Ich habe erfahren, wie wichtig Bildung ist. Dadurch kann man Dinge verändern.» Da ruft einer an. Er sei krank und brauche Geld. Olivier Kolani ärgert sich, laut und klar: «Ich bin nicht die Zentralbank. Ich habe selbst kein Geld.» Ein Blick zur Seite, eine Kurve ums Schlagloch. «Man muss hier hart sein können. Es ist schwer.»