Durch den Monat mit Kuno Lauener (Teil 1): Sind Sie ein «Laueri?»

Nr. 18 –

WOZ: Züri West veröffentlicht eine Platte mit Songs aus der Schublade und würdigt das Demokassettli. Ist das ein Statement oder einfach Nostalgie?
Kuno Lauener: Ich bin schon ein grosser Demotape-Fan. Ich erinnere mich gerne an das Aufnehmen von Mixtapes für Freunde und Freundinnen, wo am Ende der letzte Song keinen Platz mehr hatte. Wo man beim Aufnehmen gut aufpassen musste. Dieses liebevolle Hinhören, das ist mitgemeint. Auf der neuen Scheibe hat es aber auch jüngere Entwürfe von Songs, die bereits digital gespeichert waren.

Hören wir heute weniger liebevoll Musik?
Man gewöhnt sich ja an alles. Wenn ich heute Vinylplatten höre und nach zwanzig Minuten aufstehen und die Scheibe drehen muss, dann finde ich das auch etwas mühsam. Gleichzeitig macht sich die Platte so bemerkbar. Heute verkommt Musik mehr und mehr zu «Zufällige Reihenfolge», wo der Computer aus 10 000 Songs etwas zusammenstellt, das dich einen ganzen Abend berieselt. Mir gefällt es, wenn Musik nicht einfach berieselt.

Wie hat die Digitalisierung das Songschreiben beeinflusst?
Die neuen Möglichkeiten haben viel Gutes. Früher habe ich im Übungskeller gekniet und versucht, meine neuen Ideen zu erklären. Da waren immer auch Hemmungen dabei, die Angst, es nicht auf die Reihe zu kriegen. Klar hatte das auch sein Gutes. Aber für mich ist es jetzt sehr «gäbig», zu Hause mit so einem Compüterli arbeiten zu können, wo ich in aller Ruhe Skizzen aufnehmen, schneiden und sogar noch draufsingen kann – das ist ein Segen. Das Aufnehmen ist auch viel billiger geworden, man kann so eine Harddisc endlos bespielen, die ist ja so was von geduldig. Aber man muss sich gerade deshalb auch disziplinieren. Und man muss sich heute den Thrill von «Band läuft», wie es ihn früher gab, selber schaffen.

Und wie macht ihr das?
Indem wir sagen: Jetzt nehmen wir zwei Wochen auf. In dieser Zeit ist jeder anwesend, und wir arbeiten konzentriert.

Eine neue Züri-West-Platte ist erschienen und – schwups – sind Sie, Kuno Lauener, wieder im Rampenlicht. Was tun Sie eigentlich in den Zeiten, in denen wir nichts von Ihnen hören?
Ich habe noch eine andere Band, die Sugarbabies, da spiele ich Bass. Das ist so eine Drogen-Metal-Band. Wir spielen Coverversionen – von Jimi Hendrix bis Motörhead. Küse und Gere von Züri West sind auch dabei. Das sind geile Songs, die gehen recht ab. Wenn ich eine andere Stimme hätte, würde ich wohl auch mit Züri West härteren Sound machen, aber ich kann einfach nicht so schreien.

Als Produzent für andere Bands arbeiten Sie nicht?
Bei mir besteht immer die Gefahr, dass es heisst «Kuno Laueners Band», wenn ich irgendwo dabei bin. Deshalb bin ich zurückhaltend mit solchen Engagements.

Ihre Bekanntheit schränkt Sie ein?
Ja. Das Produzieren von Platten würde mich interessieren. Aber wenn ich versage, schadet das der Band mehr, als wenn ich unbekannt wäre. Vielleicht werd ichs trotzdem mal machen, vielleicht ists ja nur eine Ausrede, vielleicht mache ich einfach zu wenig …

Lauener der «Laueri» …?
Je nach Phase … sicher nicht, wenn wir mit Züri West unterwegs sind. Wir funktionieren als Band ja so, dass wir eine Scheibe machen und dann spielen gehen, drei bis vier Monate, um die siebzig Konzerte im ganzen Land. Und dann machen wir wieder «chli Pause». Es braucht diese zwei Jahre Ruhe, die Schweiz ist klein, und wir sind schon so lange dabei. Ich glaube, diese Pausen tun den Fans gut und uns ebenfalls. Am Anfang ists super. Nach einer Tour gehe ich meistens gleich einen Monat weg, da melde ich mich komplett ab. Aber dann komme ich zurück und wäre eigentlich schon parat, etwas zu machen, nur irgendwie fehlt mir dann manchmal schon etwas die Struktur. Manchmal hätte ich gerne einen Nebenjob. Aber ich habe noch nicht rausgefunden, was das sein könnte.

Was machts so schwierig?
Dass ich halt schon ein Promi bin. Dass mich jeder kennt. Da staune ich jeweils selber. Am Kiosk beispielweise könnte ich nicht arbeiten.

Die Zeiten dazwischen sind also mehr «Knorz» als «Flohnerleben»?
Ich sumpfe nicht gerade ab, aber es geht mir nicht so gut in diesen Phasen, ich kann sie nicht so geniessen. Ich möchte eigentlich arbeiten und merke dann plötzlich, dass wieder ein Monat um ist. Klar, habe ich immer Zeugs gemacht, ich «chlütterle» viel rum, auch musikalisch, arbeite an neuen Ideen. Aber das Texten beispielsweise schiebe ich immer raus, das ist für mich der Horror.

Kuno Lauener (49) ist Kopf und Stimme der Berner Band Züri West. Ihre CD «HomeRekords» vereint bislang unveröffentlichte Songs und Skizzen.