Manfred Vischer: Ein kommunistischer Krimi!

Nr. 4 –


Hand aufs Herz: Wer in seinem Leben hat schon mal einen kommunistischen Kriminalroman gelesen? Ich nur einen: «Ave Helvetia». Dem Autor Manfred Vischer aus Winterthur ist damit ein bemerkenswertes Buch gelungen. Vorgestellt wurde es am vergangenen «Vorwärts»-Fest in der Roten Fabrik. Der Schauspieler Michael Hamburger las ausgewählte Passagen.

«Ave Helvetia» erzählt die Geschichte eines Studenten der deutschen Literatur, der eine Diplomarbeit über Johann Friedrich Cotta schreibt. Doch seine Arbeit über den Verleger der Werke von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe gerät ins Stocken. Neue Impulse erhofft sich Student Michael, indem er die Anstellung in einem Verlag sucht. Die Sache hat nur einen Haken: Michael lernt im Zürich der sechziger Jahre eine Frau kennen und verliebt sich. Sie ist Genossin «der Partei». Und damit gemeint ist wohlverstanden die Partei der Arbeit.

Der Student wird Kommunist – und findet einen Job im Verlag eines Ultrarechten. Sein Chef, der Unternehmer Ulrich Meyer, ist zugleich Präsident der erzreaktionären «Aktion für Vaterländische Erziehung», kurz «Ave» genannt. Eine solche Vereinigung unter diesem Namen gab es tatsächlich. Vischer hat sie in seinem Roman in «Ave Helvetia» umbenannt. Wie ist man wenige Jahre nach dem Ungarnaufstand 1956 mit KommunistInnen umgegangen? Die Arbeit des roten Michael wird zur Gratwanderung im rechten Verlag. Und mitten im Buch wird der Roman zum Krimi: Meyer wird ermordet. Ins Fadenkreuz der Ermittlungen gerät unser Protagonist. Doch auch der Chefredaktor der verlagseigenen Tageszeitung könnte den Mord begangen haben. Wie Michael lehnt der Zeitungschef den sinnlosen Antikommunismus ab – als Beispiel für die wenigen Konservativen jener Zeit, die im guten Sinne liberal geblieben sind.

Manfred Vischer: Ave Helvetia. Bestellung: vwzh@smile.ch. Verlagsgenossenschaft Vorwärts, Postfach 2469, 8026 Zürich. 230 Seiten, 25 Franken