Buch: Der Duft von Pinienharz

Nr. 14 –


Emil Zopfi ist ein begeisterter und versierter Bergwanderer. Als junger Mann suchte er die Limiten des Kletterbaren und galt als «Extremer». Auch heute noch testet der Mann, Jahrgang 1943, in den Bergen seine physischen Grenzen aus. Ebenso gekonnt bannt er das Steigen in die Höhen in literarischen Texten auf das Papier.

2010 erhielt er für sein Engagement für die «Bergliteratur» die Ehrenmedaille der King Albert I Memorial Foundation. Neben Textsammlungen rund ums Thema Berge, Monografien, Kurzgeschichten und mehr hat Zopfi – der in seinem «zweiten» Leben lange als Entwicklungsingenieur und Informatiker arbeitete und sein technisches Wissen ins Szenario eines vom digitalen Super-GAU gelähmten London einfliessen liess («Londons letzter Gast», 1999) – auch die Romanfigur einer mutigen Bergführerin erschaffen.

Diese Andrea Stamm hat nach «Steinschlag» (2002) und «Spurlos» (2007) nun in «Finale» ihren neusten Fall zu lösen. Wie immer geht sie furchtlos und eigensinnig ihren Weg – auch wenn sie diesmal nicht weit kommt. Sie stürzt bei einer Klettertour ab, und so beginnt ihr Freund Daniel den Ursachen des Unfalls nachzurecherchieren. Da ist also die Klettergruppe mit ihrer komplexen Dynamik und den zu vielen Verdächtigen. Und da ist Daniel, der sich ausgerechnet in dieser Zeit eigentlich um den lange ersehnten Chefarztposten bemühen sollte – nun ist die richtige Prioritätensetzung gefragt.

Die Spannung in diesem Krimi ist nicht ganz so hoch wie in den früheren Stamm-Fällen. Dafür erhalten die inneren Auseinandersetzungen umso mehr Aufmerksamkeit. Eine Hauptrolle spielt das Klettergebiet mit dem doppeldeutigen Namen Finale Ligure, von Zopfi so sinnlich erfahrbar beschrieben, dass auch Wandermuffel – den Geruch von Pinienharz und Eukalyptus während des Lesens in der Nase – auf die italienischen Kalksteinformationen neugierig werden dürften.

Emil Zopfi: Finale. Limmat Verlag. Zürich 2010. 240 Seiten. Fr. 34.50