Fumoir: Ein Berner namens …

Nr. 46 –

Ruth Wysseier über Bundeshausdramen, im Stile Ueli des Schreibers

Ein Berner namens Schneider-Ammann / Der hat ein Ämtli, und er hängt daran. / Er hats zwar erst seit einem Jahr / Und findet es ganz wunderbar, / Als Bundesrat in Bern zu walten / Und Pressekonferenzen abzuhalten. / Doch kaum spricht er ins Mikrofon, / Glaubt man, er sei der Pausenclown. / Er stottert vor der Kamera, / Als wär er geistig nicht ganz da.

Vielleicht ist er ja ganz ein Lieber / Und hat bloss schrecklich Lampenfieber. / Nur dank des Knopfs in seiner Leitung / Schafft er es manchmal in die Zeitung. / Ein Medientraining müsste her, / Doch das hilft jetzt wohl auch nicht mehr. / Dann quält ihn noch die FDP – / Und das tut seinen Chancen weh – / Mit ziemlich miserablen Zahlen / Bei den Nationalratswahlen.

Dabei ist er ja ganz possierlich, / Sein Tonfall tadellos manierlich. / Das Poltern hat er gar nicht gern, / Er frequentiert auch keine Puffs in Bern. / Als Fendant-Trinker ist er unbekannt, / Nach Libyen ist er nicht gerannt, / Er trug kein Kopftuch im Iran / Und hat auch sonst nie was getan. / Und muss wohl trotzdem sehr bald schon / Ganz unverdient in Frühpension.

Die heimische Fabrik ist fern, / Der Patron fühlt sich fremd in Bern, / Weiss nicht, was man von ihm erwartet, / Und ist deshalb gar nie gestartet. / Er leidet nachts in seinen Träumen: / Man will ihn aus dem Amte räumen. / Doch unterschätzt den tapfern Schneider nicht, / Bloss weil er so viel Warmluft spricht: / Bedenkt, eh ihr ihn abserviert, / Dass ihn schon Goethe hat zitiert: / «Da steh ich nun, ich armer Tor, / Und bin so klug als wie zuvor.»

Ein Berner namens Adrian / Bellt gerne alles Fremde an. / Nur bei den Zürchern wedelt er, / Den ollen Blocher rühmt er sehr. / Dem frisst er scheinbar aus der Hand, / Der Clooney aus dem Oberland. / Nun will er in den Ständerat / Und wird deshalb ganz moderat. / Der scharfe Hund der SVP / Umgarnt sogar die BDP.

Der Amstutz will höher hinaus / Ins höchste Amt im Bundeshaus. / Doch wenn der Morgenfirn sich rötet, / Dann betet, olle Zürcher, betet! / Denn wird der Adi Bundesrat, / Putzt er den Parteiapparat: / So wirft er alle Zürcher raus / Und fühlt sich endlich wie zu Haus. / Darauf putzt er das Oberland / Mit seiner starken Berglerhand.

Jagt alle fremden Fötzel fort. / Touristenfrei wird jeder Ort, / Und gottesfürchtig reformiert. / Dann alles Fremde abserviert: / Weg mit Nachtclubs, Lotterbuden, / Weg mit Moslems, Katholiken, Juden, / Weg mit all den vielen Heiden, / Nur noch Schäflein dürfen weiden, / Für alle Chalets rings am Hang / Gilt per Erlass Geranienzwang, / Wenn unser Amstutz Adi wird / Der Schweizer Schafe Oberhirt.

Doch sieh: Zum Glück ists nur ein böser Traum, / Denn unser Adi schaffts wohl kaum. / Das Leben ist nicht ganz so fies, / Ihn trennt von seinem Paradies / Die Wiederwahl. Und eine Bündnerin, / Die Schlumpf und Widmer Eveline. / Und vielleicht schlägt ihn ja sogar, / Das schiene mir ganz wunderbar, / Auf der Geraden vor dem Ziel / Doch noch der Stöckli Hans aus Biel.

Ruth Wysseier stammt aus Biel, Kanton Bern. Sie beantragt, dass der Berner Poet Ueli der Schreiber als Unesco-Kulturerbe konserviert wird.