Antiminenproteste in Peru: Gut gemeint – schlecht gemacht

Nr. 49 –

Die Regierung habe «alle Möglichkeiten ausgeschöpft, den Dialog aufrechtzuerhalten und den Konflikt demokratisch zu lösen», sagte Perus Präsident Ollanta Humala letzten Sonntag in einer Fernsehansprache. Zuvor hatte er im nördlichen Bundesstaat Cajamara den Ausnahmezustand ausgerufen. Grund für die drastische Massnahme waren Proteste der lokalen Bevölkerung gegen das Minenprojekt Conga, die seit Mitte November eskalierten. Bei Zusammenstössen zwischen den Protestierenden, die eine Einstellung des Projektes fordern, und der Polizei wurden Dutzende Personen verletzt.

Humalas Amtsvorgänger Alan García hatte 2010 das Projekt genehmigt, mit dem der US-Minenkonzern Newmont Mining ab 2015 Gold und Kupfer fördern will. Die Investition wird auf 4,8 Milliarden US-Dollar beziffert. Newmont Mining ist auch die Hauptaktionärin der Mine Yanacocha in der Provinz Cajamara. Dort wird seit 1993 Gold im Tagebau gefördert. Immer wieder kommt es dabei zu gewaltsamen Protesten der Bevölkerung wegen der durch das hochgiftige Abbauverfahren verursachten Umweltschäden.

Für das neue Minenprojekt Conga sollen laut Plan unter anderem das Wasser von zwei Bergseen umgeleitet und zwei weitere Seen als Abladeplatz für den Minenaushub verwendet werden. Die Bevölkerung befürchtet, dass dadurch das Grundwasser verschmutzt wird, womit ihre Trinkwasserversorgung und die Landwirtschaftsbewässerung gefährdet sind. Die ursprüngliche Umweltverträglichkeitsstudie leugnete eine solche Gefahr. Eine neue Studie besagt nun, dass die Conga-Mine das «Wassersystem unwiederbringlich verändern und verschiedene Ökosysteme zerstören würde».

Dennoch will die linksgerichtete Regierung von Humala, die erst im August ihr Amt angetreten hat, am Conga-Projekt festhalten. Die Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe soll dem Staat jene Milliarden einbringen, die er für seine neuen Armutsbekämpfungsprogramme braucht.

Der Konflikt in Cajamara zeigt, dass Humalas Regierung zwar gute Absichten hat, die Folgen ihrer Politik aber weiterhin von den indigenen Gemeinschaften und der armen Landbevölkerung getragen werden müssen, deren Lebensraum durch Minen-, Ölförderungs- oder Holzabbauprojekte bedroht ist. Dieselben Widersprüche zeigen sich auch in Perus Nachbarländern wie Ecuador (geplante Ölförderung etwa im Yasuní-Nationalpark), Bolivien (Proteste gegen eine geplante Strasse durch den Nationalpark Tipnis) oder Brasilien (Konflikte um das Wasserkraftprojekt Belo Monte). sw