Deutschland: Erfolg nach 96 Streiktagen

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So etwas gab es in der deutschen Medienbranche noch nie: Nach 96 Streiktagen, davon 75 in Folge, hat die Belegschaft des «Schwarzwälder Boten» die Verlagsleitung in die Knie gezwungen. Und das in einer traditionell konservativen Region: Bisher war Oberndorf am Neckar, wo das CDU-nahe Blatt herausgegeben wird, einer breiteren Öffentlichkeit allenfalls durch die Waffenschmieden Mauser und Heckler & Koch aufgefallen.

Wohl auch deswegen hatte sich die Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH), die auch die «Stuttgarter Zeitung», die «Stuttgarter Nachrichten» und die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) kontrolliert, den «Schwarzwälder Boten» («SchwaBo») für einen Probelauf ausgesucht. Von denen da unten werde es schon keinen Widerstand geben, dachte sich die Konzernleitung. Und so trat der «SchwaBo»-Verlag am 1. März aus dem Unternehmerverband und dem Tarifverbund aus – um die Löhne zu drücken und den Kollektivvertrag durch Einzelabmachungen zu ersetzen. Als die Verlagsleitung Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi ablehnte, trat ein Grossteil der Beschäftigten in den Ausstand. Sie demonstrierten in den umliegenden Orten, plakatierten Autobahnausfahrten («Willkommen im künftigen Niedriglohnsektor»), zogen vor den Stuttgarter Landtag – und erhielten viel Zuspruch.

In München etwa trat die Belegschaft der SZ-Druckerei in einen Solidaritätsstreik. Am Dienstag dieser Woche einigten sich nun die Verlagsleitung und Verdi nach langen Verhandlungen auf einen Anerkennungstarifvertrag. Damit gelten für die «SchwaBo»-Beschäftigten weiterhin die bisherigen Bedingungen. Auch ihre Löhne haben die Streikenden verteidigen können. pw

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