In eigener Sache: Kein Zutritt zum Wef

Nr. 4 –

In diesen Tagen beginnt im verschneiten Davos das World Economic Forum (Wef) – das alljährliche Stelldichein internationaler Politikerinnen, Wissenschaftler und Wirtschaftsführerinnen. Nicht vom Forum berichten wird die WOZ.

Anfangs des Jahrtausends war das Wef durch Proteste auf der Strasse gehörig unter Druck geraten. Um sein Image besorgt, gewährte es deutlich mehr JournalistInnen Zugang.

So konnte auch die WOZ ab 2003 jeden Winter kritisch aus dem Davoser Kongresszentrum berichten. Damit ist jetzt Schluss. Das Wef verweigerte uns dieses Jahr eine Akkreditierung – zunächst ohne irgendeine Begründung.

Auf Nachfrage hiess es dann: Angesichts des zunehmenden medialen Andrangs müssten sich dieses Jahr sämtliche Medien mit weniger Zutrittsausweisen begnügen. Für die WOZ bedeutet dies allerdings: mit gar keinem. Ob dies aus Absicht, aufgrund eines Versehens oder aufgrund einer unbekannten neuen Regelung geschah – Tatsache ist: Die Sender und Zeitungen der grossen Schweizer Medienkonzerne werden hofiert. Kritischen Stimmen wie der WOZ wird der Zutritt verwehrt.

Das Wef steht für die weltweite Tendenz, die politischen Auseinandersetzungen zu privatisieren, die eigentlich in demokratischen Institutionen auszutragen wären. Das ist problematisch genug. Schränkt das Wef aber darüber hinaus auch noch die mediale Auseinandersetzung über das Forum ein, ist das mehr als fragwürdig, zumal es für den Anlass Millionen von Steuergeldern in Anspruch nimmt. Auch fördert das Wef damit die zunehmende Medienkonzentration, die allmählich an der Meinungsvielfalt zerrt. Damit raubt sie ihrer eigenen Behauptung, eine Plattform für die Lösung globaler Probleme zu liefern, weitere Glaubwürdigkeit.

Das Wef teilt mit, der WOZ nächstes Jahr wieder eine Akkreditierung erteilen zu wollen. Wir nehmen das Wef beim Wort. Die Irritation bleibt jedoch bestehen.

Die WOZ-Redaktion

Nachtrag vom 9. Februar 1012: «Erbärmliches Wef»

Dass die WOZ dieses Jahr keine Akkreditierung für das Weltwirtschaftsforum Wef in Davos erhielt, sorgte offenbar nicht nur auf der Redaktion für Irritation. Im Bündner Grossrat verlangt Mathis Trepp (SP) von der Kantonsregierung, sie habe beim Wef zu intervenieren, auf dass sich künftig auch «kritische Medien uneingeschränkt akkreditieren lassen können».

Gar einen Vorstoss im Nationalrat will Alfred Heer (SVP) einreichen: «Das Wef wird von der öffentlichen Hand unterstützt, und es werden Themen von öffentlichem Interesse diskutiert.» Medien mit anderer Meinung davon auszuschliessen, sei «erbärmlich».

Dinu Gautier