WOZNews

Nr. 4 –

Duplizierte

Haben Sie mal überlegt, wie schwierig es ist, an jedem Tag, den der liebe Gott werden lässt, eine ganze Zeitung zu füllen? Welcher Sisyphusaufgabe sich eine Redaktion täglich stellt? «Der Bund» liess sich etwas einfallen: Am 6. Januar druckte er eine Besprechung des neuen Romans von Richard Harris ab. Und am 7. Januar eine Besprechung des neuen Romans von Richard Harris. Dieselbe. Beim ersten Mal knapp und bildlos, beim zweiten Mal mit Extrazwischentitel und zwei Fotos fast seitenfüllend. Das Buch heisst «Angst». Die ist dann aber gar nichts gegen den Horror Vacui.
Karin Hoffsten

Vervielfachte

«Man lebt nur zweimal», hiess es bei James Bond, und uns schien schon das ungewöhnlich häufig. Doch wir gingen davon aus, dass Sterben weiterhin nur einmal funktioniert. Da belehrte uns die «NZZ am Sonntag» eines Besseren. Sie berichtete von Frauen, die gesund leben, wenig rauchen und regelmässig Eisenpräparate und Multivitamine nehmen: «Dennoch starben sie ungleich häufiger als die weniger bewegungsaktiven Frauen, die auf solche Lebensmittelzusätze verzichteten.» Für irgendwas muss der gesunde Lebensstil ja gut sein.
Karin Hoffsten

Verflüssigte

Dank «Hochparterre» kamen wir in einen Genuss, der sonst nur BesucherInnen der Gastromesse Igeho vorbehalten ist: «Aussen tapeziert, innen mit einem Gartenteich versehen durchschritt man auf Granitplatten im Wechsel des LED-Lichts Stimmungen zwischen eiskalt und saunaheiss. Einfach, aber wirksam.» Für die Basler Fasnacht greift WOZ-Leserin F. die Idee begeistert auf. Nur wegen des inneren Gartenteichs plagen sie Bedenken: Bei Inkontinenz ist der Morgestraich kein Vergnügen.
Karin Hoffsten

Dörfliche

Analog konstruiert das «Bieler Tagblatt» seine Sätze: «Am sanft auslaufenden Fuss der Jurakette entlang marschierend, nähern sich Bözingen und Biel.» Also ist nicht nur auf Fachmessen, sondern auch auf einheimischen Wanderungen höchste Vorsicht geboten: Plötzlich verschwindet das Subjekt oder wird ein anderes.
Jürg Fischer

Gezeichnete

Über die Tennisspielerin Serena Williams, die am Australian Open relativ früh ausgeschieden ist, weiss die NZZ: «Sie verzichtet neuerdings auch auf Fleischkonsum und ist sichtlich schlanker geworden. Der Effort zeichnet sich vorerst nicht aus.» Immerhin zeichnet sich ab, dass er sich dereinst auszahlen wird.
Jürg Fischer

Abgelutschte

PolitikerInnen zeichnen sich nicht in erster Linie dadurch aus, dass sie jedem sprachlichen Fettnäpfchen elegant ausweichen können, den meisten kommen Allgemeinplätze gerade recht, um ihre Empörung in Worte zu fassen. Die Kunst besteht allenfalls darin, zwei Bilder zu einem neuen zusammenzufügen; und so sprach ein grüner Landtagsabgeordneter in Niedersachsen zur Affäre Wulff: «Es stinkt zum Himmel, und man fragt sich, ob das nur die Spitze des Eisberges ist.» Wenn ja, dann wars wahrscheinlich kein Trockeneis.
Jürg Fischer

Martialische

Der «Tages-Anzeiger» über die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma: «Sie tat zu diesem Zeitpunkt unter der Leitung des Ex-UBS-Mannes Eugen Haltiner alles, um die UBS aus dem Schussfeuer der Amerikaner zu bringen.» Das war höchste Zeit, denn schon auf dem Schussfeld wars reichlich ungemütlich.
Jürg Fischer

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