Razzia bei Christoph Blocher: In der Villa der Düsternis

Nr. 12 –

Diese Woche ist die Zürcher Staatsanwaltschaft in Herrliberg vorgefahren, für eine Razzia bei Christoph Blocher. Die Villa ist mittlerweile allen bekannt: Die Anker-Bilder aus der «Schweizer Illustrierten». Das Kaminzimmer von «Teleblocher». Der legendäre Schräglift von «SF-Reporter». Den nimmt Tochter Magdalena jeweils am Morgen und lässt ihre Manager neben sich hertraben. Ortskenntnis wäre also vorhanden.

Schade, dass die Staatsanwaltschaft nur gekommen ist, um Dokumente in der Nationalbankaffäre sicherzustellen. Zum einen bleibt die Affäre weiterhin beschränkt interessant: Abgesehen davon, dass auch ein Notenbankchef zockte und der glühendste Bankgeheimnisverteidiger mutmasslich zum Bruch des Bankgeheimnisses beigetragen hat, bringt die Affäre kaum politische Einsichten.

Zweitens hätte man besser richtig zugeschlagen. Was wäre wohl in der Villa und den Büros der Ems-Chemie Holding nicht alles zu finden: Papiere zur Trickserei beim Ems-Kauf, mit dem Blocher erst zu seinem Vermögen kam? Zur Filetierung der Alusuisse, beispielhaft für den Gewinn, den Blocher während der Börsenboomjahre zog? Mögliche Beteiligungen an «Basler Zeitung» und «Weltwoche»? Koffer mit Bargeld zur Finanzierung der SVP?

Hätten die StaatsanwältInnen erst den Sackmesserbruder aus dem Weg geräumt – «Es heisst Nahkampf und Blut» –, wären sie auch in die Keller vorgestossen: zur Apartheidvergangenheit, in der Blochers «Arbeitsgruppe Südliches Afrika» die Rassentrennung legitimierte und eine Reise «Auf den Spuren der Buren» organisierte. Vielleicht liessen sich auch Tagebücher von den Wanderferien in Chile und Nordkorea finden, die Blochers Interesse an Diktaturen erklärten. Vor allem aber wären sie auf eines gestossen: auf Geld, auf viel zu viel Geld.

Derzeit wird diskutiert, ob das Vorgehen der Staatsanwaltschaft rechtmässig war. Die Unschuldsvermutung gelte auch für Milliardäre. Das stimmt natürlich. In abenteuerlustigen Zeiten hätte die Bevölkerung auch keine ErmittlerInnen geschickt. Sondern das Gold geholt und verteilt.