Rolf Lappert: «Pampa Blues»: Schlucken gegen den Stumpfsinn

Nr. 12 –

Wingroden ist für den sechzehnjährigen Benjamin das ödeste Kaff der Welt. Es liegt in Deutschlands entvölkertem wildem Osten, und dass nur noch ein paar ältere Männer und eine Frau da wohnen, ist etwas zugespitzt. Und dass Maslow, der in Amerika zu Geld gekommen ist, ausgerechnet mit Ufos das Dorf bekannt machen will, was ihm nach einigen unwahrscheinlichen Wendungen der Handlung auch gelingt, ist schon fast surreal. Aber für die Mischung von sensiblem psychologischem Realismus und gewagten Erfindungen hat Rolf Lappert schon im Roman «Nach Hause schwimmen» (ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2008) eine Vorliebe gezeigt.

Der Junge ist mit Opa Karl hier hängen geblieben. Sein Vater starb, als Benjamin neun Jahre alt war, seine Mutter tourt als Jazzsängerin durch Europa. Ben sollte bei Karl eine Gärtnerlehre machen, doch dann wurde der Opa dement. Der Enkel betreut ihn mit liebevoller Selbstverständlichkeit und mürrischem Überdruss, die Gärtnerei liegt brach. Manchmal repariert Ben etwas in Maslows Autowerkstatt. Ansonsten trinkt er abends mit den Männern ein paar Bier, denn «Bier dient bei uns als eine Art Schluckimpfung gegen den täglichen Stumpfsinn».

Alles ändert sich, als eine junge Fremde auftaucht, die Maslow zunächst für die ersehnte Reporterin hält, die nun endlich über Wingroden und seine Ufos berichten wird. Die Männer beginnen zu balzen, sogar Karl gibt plötzlich ganze Sätze von sich, dafür verschlägt es Ben in seinem hormonellen Notstand die Sprache. Aber Lena scheint ihm gewogen. Eine Liebesgeschichte bahnt sich an, doch dann kommt alles immer noch einmal anders, als man denkt.

Die Geschichte, empfohlen für Jugendliche ab vierzehn Jahren, ist zwar ziemlich konstruiert, aber originell und voll lebendiger Dialoge. Lesenswert für Jung und Alt.

Rolf Lappert: Pampa Blues. Hanser Verlag. München 2012. 256 Seiten. Fr. 21.90