Bobby Rush: Der Mann mit Kapuze trug einst ein Beret

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«A hood on the head does not mean a hoodlum in the head» – eine Kapuze auf dem Kopf macht noch keinen Gangster. Mit diesen Worten verurteilte Bobby Rush, demokratischer Abgeordneter aus Chicago, am 28. März im US-Repräsentantenhaus die Erschiessung von Trayvon Martin (vgl. «Gerechtigkeit für Trayvon», Seite 9). Dabei zog er sich die Kapuze eines «hoodie», eines Pullis, über. Viel weiter kam er nicht, denn der Vorsitzende liess ihn prompt wie einen «hoodlum» aus dem Saal abführen.

Die Szene entbehrt nicht einer bitteren Ironie: Bobby Rush vertritt seit 1992 Chicagos South Side auf dem nationalen Politikparkett – den Wahldistrikt mit dem landesweit grössten Anteil an Schwarzen. Ende der sechziger Jahre trug der 1946 Geborene allerdings das Label «Staatsfeind Nummer eins». Das Label galt der Black Panther Party (BPP), zu deren führenden Mitgliedern auch Rush zählte; der damalige FBI-Chef Edgar Hoover erklärte damit die politisch radikale Organisation faktisch für vogelfrei. Rushs Mitstreiter Fred Hampton wurde am 4. Dezember 1969 nachts im Schlaf in einer konzertierten Polizei- und FBI-Aktion mit gezieltem Kopfschuss hingerichtet.

Auch Rush stand auf Edgar Hoovers Liste, engagierte sich aber weiter in den verschiedenen «people’s clinics» der BPP, die der schwarzen Ghettobevölkerung eine medizinische Grundversorgung boten, sowie in verschiedenen BPP-Präventionskampagnen zu armutsbedingten Krankheiten. 1971 holte Rush seinen Highschoolabschluss nach, danach studierte er Theologie. Zwölf Jahre später stieg er als Stadtrat in die offizielle Politik ein. Seit 1992 politisiert er in der amerikanischen Hauptstadt.

Mit Trayvon Martins Tod holt die Vergangenheit Bobby Rush noch in anderer Hinsicht ein: 1999 wurde sein Sohn in Chicago erschossen. Seither setzt er sich im Kongress für strengere Waffengesetze sowie für verstärkte Kontaktmöglichkeiten zwischen GefängnisinsassInnen und ihren Familien ein – auch die Black Panthers organisierten einst regelmässige Busfahrten zu den Gefängnissen.

Bobby Rush weiss die grosse Mehrheit der South Side hinter sich. Als ihm im Jahr 2000 ein junger schwarzer Senator den Sitz im Repräsentantenhaus streitig machen wollte, setzte sich Rush mit 61 gegen 30 Prozent der Stimmen durch. Der Opponent hiess Barack Obama.