Kulturpolitik: Der Kulturinfarkt – das kleine Gespenst

Nr. 14 –

Es war recht schwierig, den «Kulturinfarkt» zu finden. Ich fand dann das Buch im Zürcher Shopville – das letzte Exemplar, so die Buchhändlerin. Ich kaufte für meine Kinder auch noch Otfried Preusslers «Das kleine Gespenst» .

Als Zentralpräsident der Visarte, des Berufsverbands der visuellen Künstlerinnen und Künstler der Schweiz, wird man gedrängt, sich vernehmen zu lassen, wenn es (scheinbar) brennt. Auch zum «Kulturinfarkt». Das Angenehme an diesem Buch ist, man kann reinstechen, es spritzt immer. – «Ein erfolgreicher Künstler schaffe kein Werk, sondern treffe coole Entscheidungen.» – «Wer Kultur sagt, sagt auch Verwaltung.» Pius Knüsel, Direktor der Kulturstiftung Pro Helvetia, ist einer dieser Verwalter und Mitautor von «Kulturinfarkt».

Ich hätte mich bereits seit dem 14. März vernehmen lassen sollen, noch bevor das Buch am 20. erschien. Ich hätte laufend Knüsels Statements kommentieren müssen. Präsidiale Pflicht. Ich wurde gedrängt, mich zu äussern, bevor ich die 288 Seiten lesen konnte. Ich stand tagelang im luftleeren Raum, konnte nicht wissen, worum es in diesem Buch im Detail ging. Die Bühne gehörte medial und politisch Knüsel und seinen Mitautoren alleine. Aufsatz im «Spiegel», Statement hier, Interview da. Von Debatte keine Spur, weil Leute wie ich, die Debatten nicht scheuen, von vornherein ausgeschlossen wurden. Das Thema wurde monopolisiert und monologisiert. Es gibt bedenkenswerte Punkte im Buch. Sie aber auch nur anzusprechen, widerstrebt mir unter den gegebenen Umständen. Da erzähle ich lieber meinen Kindern «Das kleine Gespenst», das wegen einer falsch gestellten Uhr vom Nacht- zum Taggespenst wurde und viel Unheil anrichtete.

Eines will ich aber mit Bestimmtheit sagen: Es ist unanständig, dass Pius Knüsel als Direktor von Pro Helvetia deutsche Verhältnisse kritisiert. Wenn Herr Knüsel den Flurschaden, den er damit angerichtet hat, alleine tragen dürfte, dann wäre das der Boden, um hier in der Schweiz doch noch über Kulturpolitik, Kulturstaat und Kultursubventionen zu debattieren. Dann auch gerne mit mir.

Den Text von Heinrich Gartentor erhielt die WOZ vergangene Woche via E-Mail. 
Er ist leicht gekürzt. www.visarte.ch