Kommentar: Schwulenbashing, so und anders

Nr. 15 –

Wer sich als ReggaeveranstalterIn einen Namen machen will, hat es bestimmt nicht mehr so einfach wie früher. Vorbei sind die Zeiten des fröhlich-bekifften «One Love»-Feierns. Stattdessen kann das Buchen einer Dancehall-Grösse einen Proteststurm auslösen, wie dies das Open Air Frauenfeld letzte Woche erfahren durfte, als der Auftritt des «King of Dancehall» Beenie Man bekannt gegeben wurde. Zu Recht, mag man da sagen: Beenie Man hat in der Vergangenheit in seinen Texten zum Mord an Schwulen und Lesben aufgerufen – auch wenn das schon ziemlich lange her ist.

Wer sich mit Jamaika auskennt, weiss jedoch, dass es dort zum guten Ton gehört, die «Battymans» zwischendurch mal abzuwatschen – und das ist nicht nur metaphorisch gemeint. Dass das in Europa nicht nur gut ankommt, haben inzwischen auch die KünstlerInnen gemerkt – erfolgreiche Kampagnen von Organisationen wie Stop Murder Music haben in der Vergangenheit denn auch zu Konzertabsagen oder Einreiseverboten in den Schengen-Raum geführt. Entsprechend haben sich KünstlerInnen immer wieder öffentlich von ihren eigenen Texten distanziert – unter anderem auch Beenie Man.

Letztes Jahr spielte am selben Open Air der erfolgreichste Rapper der Welt, Eminem, ein Mann, der aus seiner Schwulenfeindlichkeit nie einen Hehl gemacht hat – auch Jahre nach seinem gemeinsamen Konzert mit Elton John nicht. Für sein (eher lausiges) Konzert in Frauenfeld erntete er jedoch keine Protestbriefe, sondern Lobeshymnen in der Mainstreampresse.

Man muss und darf es nicht gut finden, dass Schwulenbashing in der Musik nach wie vor ziemlich in Mode ist. Aber wer einfach mit dem Finger auf einzelne Künstler zeigt, macht die Welt dadurch nicht besser. Tatsache ist, dass die Diskriminierung von Homosexuellen in der Schweiz nach wie vor nicht strafbar ist – weil der Gesetzgeber das nicht wollte. Und ParlamentarierInnen wie Christophe Darbellay, der die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare mit Kokainkonsum verglich, tun den Schwulen und Lesben hierzulande wohl sehr viel mehr weh als ein Konzert in der Provinz.