Nachhaltigkeitsbericht: Drei Welten braucht das Land

Nr. 18 –

Wir leben in Saus und Braus, geben uns Mühe, bescheiden zu werden, sind damit nur halbwegs erfolgreich, aber glücklich. So liesse sich das Ergebnis des «Berichts über die Nachhaltige Entwicklung 2012» zusammenfassen, den Anfang Woche das Bundesamt für Statistik vorgestellt hat.

Es ist ein phänomenaler Bericht, der auf sechzig Seiten das träfe Bild eines strebsamen Landes zeichnet. Man lernt, dass wir uns fleissig bilden und gesund älter werden als die Menschen in den meisten anderen Ländern. Dass wir ausserdem reicher sind als die übrigen und dass das mittlere verfügbare Einkommen im statistischen Durchschnitt pro Kopf bei exakt 4152 Franken liegt.

Man liest darin aber auch, dass für eine nachhaltige Entwicklung die gerechte Verteilung des Einkommens existenziell ist, dass fünfzehn Prozent der in der Schweiz lebenden Bevölkerung armutsgefährdet sind und dass die reichsten zwanzig Prozent 4,3 Mal so viel verdienen wie die ärmsten zwanzig Prozent.

Daneben erfährt man einiges über unser Konsumverhalten: Der Energieverbrauch pro Kopf ist in den letzten zwei Jahrzehnten zwar um vier Prozent gesunken. Was wir konsumieren, wird jedoch zunehmend im Ausland hergestellt, das ist gäbig für unsere eigene Ressourcenverbrauchsstatistik. Wir sind dann nur noch mit den Siedlungsabfällen konfrontiert, die in den letzten zwanzig Jahren um ungefähr 34 Prozent gestiegen sind. Unter dem Strich leben wir aber weit über die Verhältnisse. Oder wie es das Bundesamt für Statistik trocken formuliert: «Die Schweizer Bevölkerung verbraucht pro Kopf nahezu dreimal mehr Ressourcen und Umweltleistungen, als im weltweiten Durchschnitt verfügbar sind.» Und bringt es nüchtern auf den Punkt: «Ein hoher Lebensstandard verliert an Bedeutung, wenn die Ressourcen innerhalb eines Landes und unter den Ländern ungleich verteilt sind.»

Gäbe es einen Preis für den klügsten Bericht aus der Verwaltung, dieser Bericht hätte ihn verdient.