WOZNews

Nr. 24 –

Kapitale

Die Schweiz ist nicht nur der Hort hinterzogener Steuergelder, sondern auch ein Schauplatz monströser Machenschaften, zumindest gemäss der «Zeit»: «Denn seit das Buch ‹Fifa-Mafia› erschienen ist, kann es keinen Zweifel mehr daran geben, dass die Führung des Weltfussballverbands in ihrer geheimnisumwitterten Zentrale oberhalb der Schweizer Hauptstadt ein krummes Ding nach dem andern dreht.» Immerhin kann Empörung Berge versetzen, und Blatter & Co. können sich, nach vollbrachten krummen Dingern, direkt in die Aare stürzen.
Jürg Fischer

Saisonale

«Die holzigen Enden der Spargeln abschneiden und anschliessend mit einem Sparschäler in ca. 1 mm dünne Streifen schneiden», empfiehlt «Tele». Ja, zeitgemässe Köche achten eben darauf, dass sämtliche Bestandteile eines Produkts Verwendung finden. Und sei es als Zahnstocher.
Jürg Fischer

Verbildete

Klassische Bildung hilft über manche Verlegenheit hinweg – oder schafft sie erst. Wie setzt man eine unerwünschte Person in den Plural? «Assad erklärt Diplomaten zu Personas non gratas», versuchte es newsnetz.ch. Mithilfe von Wikipedia kamen wir auf ein anderes Ergebnis: … personis non gratis (Dativ Plural). Ist in einem deutschsprachigen Satz auch nicht sehr befriedigend. Hauptsache, die Diplomaten verstehen, was gemeint ist, und geben schleunigst Fersengeld.
Jürg Fischer

Verscherbelte

Dass der Umgang mit klassischen Kunstwerken im modernen Auktionsbusiness nicht zimperlich ist, bezeugte die «Basler Zeitung»: «Die seltene grosse Porzellangruppe ‹Schäferin im Turm›, um 1785 in Frankenthal entstanden, kommt ebenfalls unter den Hammer.» Die Kunstwelt setzt jetzt auf Performance.
Karin Hoffsten

Erschütterte

Diese Tendenz zeigt sich auch im subventionierten Theaterbetrieb. Gemäss «Tages-Anzeiger» agieren in der Kammer des Zürcher Schauspielhauses zurzeit «ein totes Kind, das sich eine Schere ins Auge rammte (und) sein arbeitslos-alkoholischer Vater». Ob das tote Kind nach seiner zerstörerischen Tat neben dem Vater in Spiritus eingelegt wird, bleibt offen, doch die Vorgänge sorgen beim Publikum mit Sicherheit für eine heilsame Katharsis. Dass allerdings ein Vorstellungsbesuch die Korrekturabteilung der zitierten Zeitung noch retten könnte, bezweifeln wir.
Karin Hoffsten

Transzendente

Mit dem Bericht über die tanzende Jugend in Bern konnte der «Tages-Anzeiger» wieder punkten: «Sie wollten damit für mehr Freiräume und weniger Vorschriften im Nachleben protestieren.» Als erstes Medium wies er darauf hin, dass es den jungen Leuten nicht – wie häufig vorgeworfen – ums weltliche Vergnügen geht, sondern um spirituelle Erfüllung.
Karin Hoffsten

Schickliche

Weltlich hingegen war die in der gleichen Zeitung gestellte Frage, ob Bücher mit oder ohne Zellophanhülle zu verschenken seien. Ein hüllenloses Geschenk könne den «Anschein erwecken, das Buch habe schon auf dem eigenen Nachtisch gelegen». Warum nicht? Quarkcreme, zum Beispiel, gibt es in hübschen Farbtönen.
Karin Hoffsten

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