Film: Selber borniert

Nr. 38 –

Zwei junge Berner Regisseure machen sich auf, das Ansehen der Schweiz aufzubessern. Denn diese, so diagnostizieren die beiden, habe ein Imageproblem – siehe Bankgeheimnis, Steuerstreit oder ausbeuterische Rohstofffirmen. Ausgestattet mit Kamera und Mikrofon ziehen Simon Baumann und Andreas Pfiffner durchs Land, um gemäss Presseunterlagen «das ramponierte Ansehen ihres Landes zurechtzurücken».

«Image Problem» hätte ein guter Film werden können, und er fängt auch vielversprechend an: In biederen Wohnquartieren – reihenweise Einfamilienhäuschen mit makellosem Rasen – wollen Baumann und Pfiffner von den BewohnerInnen wissen, was man in einem Film über die Schweiz zeigen sollte. Resultat der Befragung: Sauberkeit, Pingeligkeit, Berge. Der Einstieg ist witzig und dynamisch, doch bald plätschert der Film nur noch vor sich hin.

Einerseits ist «Image Problem» ein Film über das Filmemachen: Immer wieder sieht man die zwei Regisseure selber im Bild, über irgendetwas diskutierend. Das wirkt mit der Zeit bemühend. Weitaus problematischer ist aber, dass der Film auch inhaltlich völlig an der Oberfläche haften bleibt. Ein paar betrunkene Schwinger dürfen sich – vor wunderschöner Naturkulisse – zu ihrer Weltoffenheit äussern. Immer wieder gibt es Szenen, in denen ältere, offenbar nicht sehr gebildete Menschen über AusländerInnen herziehen. Schliesslich sollen BewohnerInnen der Zürcher Goldküste eine kollektive Entschuldigung vorlesen, verfasst von den Regisseuren an die Adresse aller AusländerInnen.

Das ist als Satire gemeint, hat indes zu wenig Biss und wirkt ziemlich unreflektiert. Fragwürdig ist insbesondere, dass man sich über offensichtlich bildungsferne Menschen lustig macht. Positiv in der Erinnerung bleiben die animierten Filmszenen: Sie zeigen eine Miniaturschweiz, wie man sie so noch kaum gesehen hat.

Image Problem. Simon Baumann und Andreas Pfiffner. Schweiz 2012. Ab 20. September 2012 in Deutschschweizer Kinos