Ausserdem : Das Heu nicht mehr auf der gleichen Bühne

Nr. 41 –

«Wir vom Bauernverband sind überzeugt, dass das neue Raumplanungsgesetz für die Landwirtschaft gut ist», sagt dessen Direktor Jacques Bourgeois dem «Schweizer Bauern». Darum unterstütze der Schweizerische Bauernverband (SBV) das Referendum des Gewerbeverbands gegen das revidierte Raumplanungsgesetz (RPG) nicht. Ja hoffentlich, möchte man sagen: Schliesslich ist der Boden das wichtigste Produktionsmittel der BäuerInnen; jeder Versuch, ihn besser zu schützen, sollte ihnen willkommen sein.

Die Absage an den Gewerbeverband ist dennoch nicht selbstverständlich. Als vor vier Jahren die Landschaftsinitiative eingereicht wurde, war der SBV skeptisch. «Wir befürchten, dass bei einer Annahme der Initiative der Spielraum für bauliche Erweiterungen auf den Höfen eingeschränkt würde», sagte Pressesprecher Urs Schneider damals. Offenbar hat der SBV inzwischen gemerkt, dass mehr auf dem Spiel steht als ein paar Stallneubauten: Das RPG ist vergleichbar mit der Landschaftsinitiative; wenn es in Kraft tritt, soll die Initiative zurückgezogen werden.

Bauernverband gegen Gewerbeverband: Das gibt es selten. Die Allianz zwischen Bürgerlichen und BäuerInnen hat eine lange Tradition in der Schweiz. Schon der erste SBV-Präsident, Ernst Laur, verschaffte seinem Verband um 1900 Vorteile, indem er die Bauern bei den Bürgerlichen als antisozialistische Verbündete anpries.

Selbstverständlich ist diese Allianz nicht. Die VertreterInnen des Gewerbeverbands verkörpern die wachstumsorientierte, erdölabhängige Wirtschaft. Sie weigern sich, Alternativen auch nur zu denken. Mit dieser Art von Wirtschaft kann die Landwirtschaft nicht mithalten; versucht sie es trotzdem, wird sie zur Agrarindustrie mit all ihren ökologischen und sozialen Problemen. Es sind Gewerbeverband und Co., die noch den letzten Quadratmeter Kulturland dem Wachstum opfern wollen. Die BäuerInnen brauchen neue AllianzpartnerInnen. Das Gentechmoratorium war ein guter Anfang, das RPG ist eine gute Fortsetzung, und die nächste Gelegenheit ist auch schon in Sicht: die Juso-Initiative gegen Nahrungsmittelspekulation.