Kultour

Nr. 5 –

Film

Dokumentarfilme aus Israel

«Israelische Einstellungen» ist der Titel eines Dokumentarfilmfestivals, das das Filmpodium zusammen mit Omanut, dem Verein zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz, organisiert hat. Die ausgewählten Filme (Kuratorinnen: Gabi Bussmann, Sascha Lara Bleuler) sollen die «Vielfalt israelischer Lebenswelten jenseits von Tagesaktualität und Schlagzeilen» vermitteln.
Im Zentrum von «Life in Stills» (2010) der Fotografin Tamar Tal steht die 96-jährige Miriam Weissenstein, die wegen eines Neubaus ihr Fotogeschäft in Tel Aviv räumen muss. An der Vorführung in Zürich wird Ben Peter Weissenstein anwesend sein, der im Film an der Seite seiner Grossmutter gegen die Behörden kämpft (Sa, 20.30 Uhr).
Mit «Diary» wird eines der wichtigsten Werke des israelischen Films gezeigt. Während zehn Jahren (1973–1983) hat David Perlov am Fenster seiner Wohnung ein sechsteiliges filmisches Tagebuch entwickelt. Der autobiografische Blick auf das tägliche Leben zwischen Privatsphäre und öffentlichen Ereignissen versteht sich als Gegenposition zum propagandistischen Dokumentarfilm jener Zeit (So, 11 Uhr).
«Teacher Irena» (2010) von Itamar Chen spielt in einer Primarschule in Katamon, einem der ärmsten Viertel von Jerusalem, in dem vor allem EinwanderInnen aus Äthiopien und der ehemaligen Sowjetunion leben (So, 15.30 Uhr). Abgeschlossen wird das Festival mit «The Law in These Parts» (2012). Raanan Alexandrowicz dokumentiert darin die Rechtsordnung in den 1967 von Israel besetzten Gebieten, indem er ehemalige Militärrichter und -staatsanwälte in einen filmischen Zeugenstand platziert und mit den Gesetzen konfrontiert, die sie verfasst und umgesetzt haben (So, 17 Uhr). Im Anschluss diskutieren der Historiker Jonathan Kreutner, der Filmemacher Liran Atzmor sowie Peter Haffner, Auslandskorrespondent «Das Magazin» (Moderation: Jean Perret, ehemaliger Leiter des Dokfilmfestivals in Nyon).
«Israelische Einstellungen» in: Zürich Filmpodium, Sa/So, 2./3. Februar 2013. www.filmpodium.ch

Adrian Riklin

Rot und Grün

Für einmal steht «Rot und Grün» nicht für politische Parteien. Der Titel des Dokumentarfilms (Untertitel: «Der Sonderfall HIV») von Pascal Wasinger bezieht sich vielmehr auf die rote «Aids-Schleife», die viele Menschen trugen – und die in letzter Zeit von einigen Menschen an den Rändern grün eingefärbt wird: als Zeichen der Hoffnung. Denn heute gibt es Medikamente, die das Virus nicht ausbrechen lassen oder zumindest ermöglichen, den Ausbruch der Krankheit aufzuschieben.
Im Zentrum von Wasingers Film stehen zwei Frauen und ein Mann, alle HIV-positiv. Gemeinsam verbringen sie ein Wochenende in einem abgelegenen Hotel in den Bergen, sprechen über ihr Leben mit dem Virus und erinnern sich an vergangene Zeiten. Ihre Aussagen werden solchen von ZeitzeugInnen und Fachpersonen gegenübergestellt. So öffnet der Film einen vielfältigen Blick auf die Krankheit und die Menschen, die ihr Leben mit dem Virus meistern.
«Rot und Grün – Der Sonderfall HIV» in: 
Zürich Kino Arthouse Movie, Sa, 2. Februar 2013, 
11 Uhr. www.rotundgruen.ch

Silvia Süess

Polizeifilme

Das Kino in der Berner Reitschule widmet sich im Februar der Polizei und ihrer Darstellung in Filmen. In «Good Cop – Bad Cop» sind Filme zu sehen, die die Brutalität der Polizei zeigen, wie auch Werke, die die Schwierigkeit des Berufs und die innere Zerrissenheit der PolizistInnen widerspiegeln. So etwa der Schweizer Film «Strähl» (2004) von Manuel Flurin Hendry mit Roeland Wiesnekker als Drogenfahnder im Zürcher Kreis 4, der selbst ein Suchtproblem hat. Gezeigt werden auch der heftig diskutierte brasilianische Film «Tropa de Elite» (2007) sowie seine Fortsetzung «Tropa de Elite 2 – O Inimigo Agora É Outro» von José Padilha. Im Zentrum beider Filme steht Capitão Nascimento, Truppenführer einer brasilianischen Polizei-Eliteeinheit. Erahnbar werden dabei auch die brutalen Methoden, mit denen die Einheit in den Favelas von Rio Recht und Gesetz gegen Drogenhandel und Korruption durchsetzt.
«Good Cop – Bad Cop» in: Bern Kino in 
der Reitschule, jeweils Fr/Sa im Februar 2013, 21 Uhr. 
www.kino.reitschule.ch

Silvia Süess

Konzert

La Gale im «Hirscheneck»

Am 2. Juni vergangenen Jahres besetzten rund tausend Menschen das NT-Areal in Basel. Im Anschluss an die nicht bewilligte Party kam es zu einer Auseinandersetzung mit der Polizei und mehreren Verhaftungen (siehe WOZ Nr. 24/12 ). Ein Aktivist wurde in Untersuchungshaft gesetzt. Die Anklagepunkte gegen das 29-jährige Mitglied des Revolutionären Aufbaus Winterthur: Landfriedensbruch, einfache Körperverletzung, Angriff, Gewalt gegen Beamte und Hinderung einer Amtshandlung.
Die U-Haft wurde mehrmals verlängert – der Aktivist wurde erst am 12. November entlassen, nach über fünf Monaten. Die Staatsanwaltschaft berief sich auf «Wiederholungsgefahr». Die WOZ titelte: «U-Haft als vorgezogene Strafe» (siehe WOZ Nr. 46/12 ).
Der Revolutionäre Aufbau Basel veranstaltet nun im Basler «Hirscheneck» ein Solidaritätskonzert für den Aktivisten, gegen den am 4. März der Prozess eröffnet wird. Es treten auf: der deutsche Rapper Holger Burner, die Basler Rock ’n’ Roller King Legba and the Loas sowie die Rapperin Karine Guignard alias 
La Gale aus Lausanne, die die WOZ-LeserInnen im Monatsinterview durch den Dezember begleitete.
Solidaritätskonzert für den Ex-NT-Gefangenen in: Basel Hirscheneck Fr, 1. Februar 2013, 20 Uhr. 
www.hirscheneck.ch

Adrian Riklin

Ausstellung

Fischli/Weiss und Freunde

Die Graphische Sammlung der Zürcher ETH zeigt Arbeiten von Peter Fischli und David Weiss, die ihr Kurator Paul Tanner innerhalb von zwanzig Jahren zusammengetragen hat. Das weltberühmte Künstlerduo – Weiss verstarb im vergangenen April (siehe WOZ Nr. 19/2012 ) – arbeitete schon früh mit befreundeten KünstlerInnen zusammen, so etwa mit Klaudia Schifferle, Anton Bruhin, Urs Lüthi oder Willi Spiller. Gemeinsam mit Schifferle zum Beispiel gestaltete Fischli den Umschlag zur legendären Ausstellung «Saus und Braus – Stadtkunst», die 1980 im Zürcher Strauhof gezeigt wurde.
Die Ausstellung zeigt zudem Fotografien von Fischli/Weiss aus den Serien «Siedlungen Agglomeration», «Surrli» und das «Kanalvideo» aus den frühen neunziger Jahren. Zu den Raritäten gehören fotografische Vorlagen, unter anderen solche, die zu einem Krimi führten, der 1975 an der Zürcher Langstrasse spielt.
Im Rahmen der Ausstellung sind auch Publikationen, Vorzugsausgaben, Drucke und Fotoeditionen von Fischli/Weiss zu sehen.
Fischli/Weiss und Freunde in: Zürich ETH Zentrum, Graphische Sammlung, Di, 5. Februar 2013, 18 Uhr, Eröffnung. Mo–Fr, 10–17 Uhr; Mi, 10–19 Uhr. 
Die Ausstellung dauert bis 28. März 2013. www.gs.ethz.ch

Fredi Bosshard

Der Wert der Gefühle

«Wie thematisieren Künstlerinnen und Künstler das Verhältnis von Emotion und Ökonomie?»: So lautet eine der Fragen, die das Kunsthaus Bregenz an die sechzehn KünstlerInnen gerichtet hat, die ihre Arbeiten im Rahmen von «Liebe ist kälter als das Kapital» zeigen. Den Titel haben sie beim Theatermacher René Pollesch entlehnt, «der in seinen Werken die neoliberale Ausbeutung des Privaten und Persönlichen durch ökonomische Interessen verhandelt».
In der essayistisch angelegten Ausstellung beschäftigen sich die KünstlerInnen unter anderem mit den digitalen Netzwerken, bei denen immer jemand im Hintergrund darauf lauert, die ausgetauschten Botschaften auf ihre ökonomische Verwertbarkeit zu prüfen. Neben Installationen, Objekten und Videos, die speziell für Bregenz geschaffen wurden, sind auch bereits bestehende Arbeiten von Hans Haacke, Isa Genzken, Keith Haring und Cindy Sherman in die Ausstellung integriert.
In der Ausstellung «Andy Warhol – Fifteen Minutes of Fame» sind in Bregenz zudem bisher weniger bekannte Werke der 1987 verstorbenen Popikone zu sehen, darunter die Fernsehreihen «Fashion» und «Andy Warhol’s TV».
«Liebe ist kälter als das Kapital» und «Andy Warhol – Fifteen Minutes of Fame» in: 
Bregenz Kunsthaus, Fr, 1. Februar 2013, 19 Uhr. 
Di–So, 10–18 Uhr; Do, 10–21 Uhr. Bis 14. April 2013. 
www.kunsthaus-bregenz.at

Fredi Bosshard