WOZ News

Nr. 21 –

Nervöse

«Rund 1200 Liter Kaffee schlucken Schweizer pro Jahr», lasen wir kürzlich im «Züritipp». Wir begannen zu rechnen. Bei einer angenommenen Menge von 0,125 Liter pro Tasse kamen wir auf eine Anzahl, die uns schon vor dem ersten Schluck schlottern liess: 26 Tassen Kaffee trinkt demgemäss jeder Schweizer, vom Säugling bis zum Greis; selbst unter Einbezug der wieder mal unterschlagenen Schweizerinnen bleiben es immer noch dreizehn Tassen pro Tag und Kopf. Damit konnte endlich die Ursache für die in der Schweiz immer häufiger auftretende Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) identifiziert werden.
Karin Hoffsten

Kombinierte

Der «SonntagsBlick» bewies mit einem Plakat, dass es der Zeitung immer wieder gelingt, vorurteilslos alle Bevölkerungsschichten anzusprechen: «Trotz Mord an Marie. Es laufen noch mehr Sex-Täter frei herum. Geili Sieche!» Inwiefern dieser Mord die Anzahl der Täter hätte vermindern können, werden wir sicher auch bald erfahren.
Karin Hoffsten

Verumlautete

Wir räumen ein, dass sie diesmal in der WOZ stand, jene verhängnisvolle Form der zweiten Person Plural Präsens, die in der Schweiz epidemisch um sich greift: «Wir lassen uns nieder auf den Brachen, die ihr verkommen lässt (…)», war da nämlich zu lesen. So häufig begegnen uns in letzter Zeit Aufforderungen wie «ihr fährt», «ihr trägt» oder «ihr fängt», dass wir schon befürchteten, hinter unserm Rücken sei die Grammatik geändert worden. Mit einem beherzten «Lasst nicht locker!» bitten wir alle Deutschlehrpersonen um ihre kraftvolle Unterstützung und nutzen die Gelegenheit, Ihnen die beeindruckende 1.-Mai-Rede unserer Redaktorin Susi Stühlinger nochmals in Erinnerung zu rufen.
Karin Hoffsten

Schwindende

Ungewöhnliches über einen Zürcher Anwalt wusste die NZZ: «Bosonnet, der sein inzwischen schütteres Jahr auch als 64-Jähriger noch immer aufmüpfig lang trägt, sieht sich in der Tradition des auch politisch motivierten Anwalts. Er vertritt immer wieder Linksaktivisten wie etwa Andrea Stauffacher.» Das raubt gewiss viel Zeit, zumal diese ja im fortgeschrittenen Alter immer schneller zerrinnt.
Karin Hoffsten

Wundersame

Zum Thema «Warum Kinder Vater und Mutter brauchen» stellte die «Weltwoche» fest: «Zwei Väter oder zwei Mütter sind nicht das Gelbe vom Ei.» Was zweifellos stimmt, denn meistens sind zwei Väter zusammen mindestens vier Eier und zwei Mütter gar deren Hunderttausende. Doch angesichts einer Scheidungsrate von rund fünfzig Prozent wollen wir hier nicht herumalbern. Wir gratulieren der «Weltwoche» herzlich zu ihrem Märchen aus einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat!
Karin Hoffsten

Stürmische

Ebenfalls in der «Weltwoche» begegnete uns die Formulierung: «Der rhythmische Andrang ruheloser Massen gegen die engen Grenzen ungeräumiger Dekolletés.» Zum Glück erläutert die Autorin, es handele sich hier um «die Marilyn der Öffentlichkeit». Sonst hätten wir glatt gemeint, es gehe schon wieder um einen Tsunami – irgendwo an der kalifornischen Pazifikküste, wo sich als westliche Ausläufer der Rocky Mountains die schroffen Felsmassive der Dekolletés erheben.
Karin Hoffsten

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