Wichtig zu wissen: Heterosexuelle Revolution

Nr. 23 –

Ruedi Widmer über französische und andere Männer.

Man kann nicht sagen, die FranzösInnen hätten ihre revolutionäre Ader abgelegt. Für die Freiheit machen sie vieles, für die Freiheit erschiessen sie sich in der Notre-Dame-Kathedrale in Paris, flüchten nach Russland oder demonstrieren für die Sache der Frau. Es geht nämlich nicht an, dass immer mehr Männer Männer heiraten und keine Frauen mehr. Was sollen denn diese Frauen ohne Männer machen? Andere Frauen heiraten können sie eben auch nicht, sonst hat es wieder Männer, die keine Frau finden, und das sind ja dann gern mal solche, die zum Islam oder zu Le Pen wechseln, sich Bärte oder Glatzen wachsen lassen und mit dem Sex ein Problem kriegen.

Nein, die Frauen, die keine Männer finden, drängen auch noch in den Arbeitsmarkt und müssen Geld verdienen. So sind sie eine starke Belastung für die Wirtschaft, die die Männer, die mit Männern verheiratet sind, ja ebenfalls beschäftigen muss, weil der Mann arbeitet und nicht einfach an den Herd berufen werden kann. Deshalb strömten die Leute von Frankreich auf die Strasse, um gleichgeschlechtliche Ehen im Keim zu ersticken. Sie haben Angst um ihre heterosexuelle Arbeitsstelle. 

Nicht nur die EinwanderInnen belasten das System, auch diese neuen FranzösInnen selber: Früher gab es einfach verheiratete Männer und Frauen. Jetzt gibt es verheiratete Männer und Frauen, verheiratete Männer und Männer und verheiratete Frauen und Frauen. Das sind viel zu viele Personen für die französische Infrastruktur. Die Deutschen haben gerade festgestellt, 1,5 Millionen weniger zu sein, weil sie falsch zählten. Die FranzösInnen werden bald 30 Millionen mehr sein, weil sie falsch wählten (Präsident Hollande).

Die StänkerInnen, die sagen, gegen Lesben, Schwule, Kosovoalbaner, Roma oder Amerikanerinnen dürfe man nicht demonstrieren, weil das ganze Gruppen von Menschen sind, sollen sich mal überlegen: Ist denn demonstrieren gegen eine einzelne Person, zum Beispiel Viktor Orban, Recep Tayyip Erdogan oder Wladimir Putin, nicht viel gemeiner? Diese einzelne Person kann sich nicht wehren und würde von den Tanzchaoten sofort spitalreif geprügelt. Volksgruppen hingegen können sich wehren, sie haben teilweise sogar grosse Armeen (USA) mit Drohnen.

Solche Argumente sind gerade gut genug für Leute, die sagen, sie hätten nichts gegen Schwule, aber. Erstaunlich ist aber besonders etwas: wie viele Leute sich mobilisieren lassen, um gegen etwas zu sein, das sie nichts angeht. Vergleichen wir die tiefen Aufmarschzahlen von Demonstrationen, die alle angehen, zum Beispiel gegen das ausser Rand und Band geratene Wirtschaftssystem, mit der Anzahl DemonstrantInnen gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, dann müssen wir sagen, das ist wie Äpfel mit etwa 500 Millionen Birnen vergleichen. Es ist schlichtweg lächerlich. Vom 6. bis 8.  Juni findet das Zurich Pride Festival statt, eine Demo, bei der die dabei sind, um die es geht.

Zum Schluss noch zwei Fragen: Kommt das Wort «Drohne» von drohen oder dröhnen? Wie heisst eigentlich der echte Präsident Hollands?

Ruedi Widmer ist Cartoonist und 
lebt in Winterthur.