Kinderbetreuung: Kita-Vorlage mit groben Denkfehlern

Nr. 24 –

Der Markt soll es richten – so haben die StadtbernerInnen letzten Sonntag entschieden. Künftig dürfen die Kindertagesstätten (Kitas) ihre Preise so hoch ansetzen, wie sie wollen. Zudem fällt die Defizitgarantie für städtische Kitas weg. 56 Prozent der abstimmenden StadtbernerInnen sagten am letzten Sonntag Ja zum vom Stadtrat unterstützten Vorschlag der Grünliberalen Partei (GLP). Es ist ein Sieg für die privaten Kitas.

In der Stadt Bern warten heute Hunderte von Kindern auf einen Platz in subventionierten Kitas – private Kitas haben häufig freie Plätze. Vor diesem Hintergrund entschied das Berner Stimmvolk bereits 2011, dass das Kita-Wesen der Stadt Bern künftig über Betreuungsgutscheine subventioniert werden soll. Mit dem neuen System, das 2014 in Kraft tritt, werden Kitas nicht mehr subventioniert, stattdessen erhalten die Eltern von der Stadt Bern Betreuungsgutscheine. Damit können auch Plätze von privaten Kitas günstiger genutzt werden. Dies mag neben den privaten Kitas einigen Eltern und Kindern zugutekommen.

Doch die Vorlagen der GLP enthalten grobe Denkfehler. Hauptargument der GLP war damals wie heute die freie Wahl der Kita für die Eltern. Doch was bringt Eltern ein Platz in der aus ihrer Sicht besten Kita, wenn diese am anderen Ende der Stadt liegt? Logistisch wird das spätestens dann ein Ding der Unmöglichkeit, wenn das Kind im eigenen Quartier in den Kindergarten geht und über Mittag in der Kita betreut werden muss. Wer bringt und wer holt es?

Ein zweites Problem sind die Kosten: Heute gibt es bei subventionierten Kita-Plätzen einen Maximaltarif für die Eltern. Die angenommene Vorlage kennt jedoch keine Tarifobergrenze. Kitas können künftig ihre Plätze so teuer anbieten, wie sie wollen. Da die Nachfrage momentan viel grösser ist als das Angebot, ist es absehbar, dass die Tarife steigen werden. Wer wird sich dann noch einen Kita-Platz leisten können?

Drittens ist das Betreiben einer Kita in Quartieren mit tiefen Einkommen weniger attraktiv, da die Plätze kaum so teuer angeboten werden können wie in reicheren Quartieren. Wo werden dann wohl all die neuen Kitas entstehen?