Wichtig zu wissen: Nackte Gewalt

Nr. 24 –

Susi Stühlinger über das gescheiterte Vermummungsverbot.

Ein klarer Fall, da brauchte sich nicht mal einer seiner Kollegen von den Muotathaler Wetterschmöckern in einen Waldameisenhaufen zu setzen: Greifbar lag der Ärger in der Luft.

SVP-Ständerat Peter Föhn wusste, woher der Wind wehte, und zwar aus entgegengesetzter Richtung. Wäre sie doch da und könnte es mit eigenen Augen sehen, aber Justizministerin Simonetta Sommaruga sass in Bern oben und suhlte sich im Achtzigprozenterfolg ihrer Asylgesetzrevision, obwohl ebendiese ja noch kein grosser Wurf, sondern lediglich ein winziger Hüpfer in die rechte Richtung war. «Wirklich nichts», hatte sie in der Ständeratsdebatte vor einer Woche behauptet, bringe das nationale Vermummungsverbot, das Kollege Hans Fehr im Nationalrat erfolgreich gefordert hatte.

Er hätte dieses «Boorzi» von Bundesrätin und all die anderen «Wuurschthültsche» in der grossen Kammer eigenhändig das Hölloch hinunterwerfen können. Gerade eben hatte er andere Sorgen. Die schwarz verhüllten Gestalten kamen Schritt für Schritt näher. Nebelschwaden waberten über die Glattalp. Noch zeigten sie sich nicht offen aggressiv. Föhn schnaufte tief. Nicht einmal mehr in den heimatlichen Schwyzer Gefilden war man vor den Chaoten sicher.

Dann, jäh, löste sich eine Gestalt aus der Gruppe und blieb gut zwei Meter von ihm entfernt stehen. Einige Sekunden verharrten sie still, Aug in Stofftuch, dann erhob der Hudel die Stimme. «Where do we find Andermatt? Chedi-Hotel Sawiris?» Föhn fiel ein Stein vom Herzen. Keine Chaoten, nur zahlungskräftige Moslemfrauen, die sich zünftig verirrt hatten. Kein Deutsch können und auch noch in Geografie schlecht, wundern tuts mich nicht, dachte er, und zeigte geradeaus.

Peter Föhn hörte, wie der Trupp ennet der Krete die Felswand hinunterstürzte, und wandte sich kopfschüttelnd zum Gehen. Wenn ihn schon eine Ladung Haremsdamen verunsichern mochte – und er war immerhin Träger der Goldenen Nadel des Schweizerischen Turnverbands –, dann musste es den armen Polizisten in Gegenwart gewaltbereiter Chaoten noch viel schlimmer gehen als bislang angenommen. Die schreckliche Gewalt von Linken und Ausländern gegen Beamte, sie nahm immer krudere Formen an.

Bern konnte überall sein, sogar in Paris, wo die dortige Polizei diesen – nach nur drei Bieren – sturzbesoffenen Deserteur beinah hatte niederschiessen müssen, damit er sie nicht mit seinem Dienstwagen über den Haufen karrte. Nicht nur, dass der Rowdy sich in getönte Scheiben vermummt hatte – nun gewährte ihm Aussenminister Didier Burkhalter trotz allem auch noch Botschaftsasyl bei der OECD. Der Terror der Vermummten musste ein Ende haben. Notfalls mit Bundeszentren und Enthüllungsspezialisten wie da der Herr Schnee oder so, von den Amis in Genf.

Seinen Weg ins Tal kreuzte eine Gruppe von Nacktwanderern, die freundlich grüssten. Gänzlich unverhüllt, eine Schande. Es war ihm schon immer klar gewesen. Er, Peter Föhn, lebte in einem Land von Extremisten.

Susi Stühlinger hat sich noch nie vermummt, würde sich aber gelegentlich gern einen 
Kübel über den Kopf stülpen, damit sie gewisse Dinge nicht mit ansehen müsste – 
das beschämende Resultat der Asylgesetzabstimmung zum Beispiel.