WOZNews

Nr. 24 –

Chancenreiche

Die Newsseite von bluewin.ch fällt immer wieder dadurch auf, dass sie konsequent Oberflächliches an die Oberfläche holt; manchmal schafft sie es freilich, selbst daraus etwas Geheimnisvolles zu machen: «An der Miss-Schweiz-Wahl war die Kurzhaarfrisur der neuen Miss so ziemlich das Aufregendste. Trotzdem ist Dominique Rinderknecht so ziemlich die beste Chance der Wahl aus Überleben.» Um welches bluewin.ch eines Tages auch kämpfen müssen wird, wenn es die Wörter so originell zusammenwürfelt.
Jürg Fischer

Schriftliche

Nicht wirklich klar ist auch, was der «Tages-Anzeiger» hiermit meinte: «Den Erfolg verdanke er vor allem seiner Mutter, erklärt Pistorius in einem der sich anschliessenden Interviews. Sie hatte ihrem ohne Wadenbeinknochen auf die Welt gekommenen Jungen nach der Amputation beider Unterschenkel im zarten Alter von elf Monaten einen Brief geschrieben, den er erst später zu lesen bekam.» Haben wir es hier mit einer Dynastie von Hochbegabten zu tun? Oder wie alt war die Mutter wirklich? Andererseits: Warum durfte Klein Oscar (Pistorius) den Brief erst später lesen? Klar ist nur: Auch die Medien schaffen sportliche Höchstleistungen manchmal auf ungewöhnliche Weise.
Jürg Fischer

Windschiefe

Nicht aktuell genug sein konnte die «Neue Luzerner Zeitung» in ihrer Onlineausgabe am vergangenen Abstimmungssonntag: «Geplant war ein 45 Meter hohes haus, gegen den sich vorallem Anwohnter zur Wehr setzten.» Ohne eine Ahnung zu haben, was da in Luzern geplant wurde und vor sich ging, nehmen wir an, dass die Bevölkerung für diese Art von Architektur noch nicht reif ist.
Jürg Fischer

Übersetzte

In der «Financial Times» empfahl der ehemalige Nationalbankchef Philipp Hildebrand der Schweiz, ihren Finanzplatz aufzuräumen, und zitierte dazu John Wayne: «There are some things a man just can’t run away from.» Das gab der «Blick am Abend» so wieder: «Es gibt Dinge, davon kann ein Mann nicht weglaufen.» Wir finden: Deutschkurse gehören dazu.
Karin Hoffsten

Falschgeendete

Die «SonntagsZeitung» berichtete über illegale Arbeitskräfte der Restaurantkette Asia, die «aus der ehemaligen portugiesischen Stadt Macao» stammten. Wer nun fürchtet, Macao sei dem Erdboden gleichgemacht worden, mag sich beruhigen: Die Stadt steht, ehemalig ist nur ihre Kolonialvergangenheit. Im oben empfohlenen Kurs wird sicher auch der Unterschied zwischen Adjektiv und Adverb gelehrt.
Karin Hoffsten

Nichtfreudsche

Wer am Sonntagmorgen Radio DRS 1 einschaltete, kam in den Genuss einer anregenden Plauderei zwischen Pierin Vincenz, CEO der Raiffeisenbank, unserer Kollegin Susan Boos und dem Journalisten Daniel Hitzig. Weil Pierin Vincenz im Gespräch betonte, er sei dann «überhaupt kei Workalkoholic – i luegen au, dass es mir i de Freiziit guet gaat!», weisen wir hier gern darauf hin, dass auch in unserer Genossenschaft die Alkoholzufuhr erst nach der Arbeit beginnt. Im Übrigen bitten wir Herrn Vincenz um Entschuldigung: In der Vorankündigung der Sendung nannten wir ihn «Raffeisen-Chef», was ja zu manchem seiner Kollegen weit besser passen würde. Ehrlich – es war nur ein Tippfehler!
Karin Hoffsten

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