CD: Tanz in den Knochen

Nr. 39 –

Zugegeben: Der Titel «Dance Around in Your Bones» erschliesst sich nicht so einfach. Der Tenorsaxofonist und Klarinettist Michael Jaeger hat ihn für die neue CD seiner Gruppe Kerouac gewählt. Entlehnt hat er die Zeile aus dem Song «T’ Ain’t No Sin» von Tom Waits, der diesen Anfang der neunziger Jahre für die Theatermusikproduktion «Black Rider» von Robert Wilson geschrieben hat. Den Text hat der US-amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs gesprochen – von Singen kann da keine Rede sein, es ist eher ein sonores Murmeln. Immerhin kann man sich bei beiden vorstellen, wie sie in ihren Knochen rumtanzen.

«Dance Around in Your Bones», das titelgebende Stück, hat Jaeger für seine Band geschrieben. Es wirkt auch wie ein Murmeln, wie ein Gespräch unter Freunden. Die Musiker umschmeicheln sich tänzerisch, von Norbert Pfammatter (Schlagzeug) und Luca Sisera (Kontrabass) kommt kein Ton zu viel. Vincent Membrez am Piano und Jaeger mit der Klarinette schrauben sich stetig in die Höhe, geniessen die Sicht auf eine sanfte Hügellandschaft im frühen Morgenlicht. Gemeinsam nehmen sie Fahrt auf, Jaeger wechselt zum Tenorsaxofon, «on the road» im 21. Jahrhundert. Manchmal etwas melancholisch und nachdenklich, aber vorwärtsstrebend und auf Entdeckungen der sensiblen Art aus. Es «ist die Sprache einer Working Band», schreibt der Jazzpublizist Bert Noglik im Text zur CD. Kerouac haben 2006 mit der CD «Erfindungen» auf sich aufmerksam gemacht, sind seither immer eleganter unterwegs, legen zwischendurch einen «Road Stop» ein und haben Ecken und Kanten bewahrt.

Ob der Gruppenname Kerouac auf den Schriftsteller Jack Kerouac, der wie Burroughs der Beat Generation zugerechnet wird, oder auf die Komposition «Kerouac» des Trompeters Dizzy Gillespie zurückgeht, ist umstritten. Aber eigentlich auch nicht so wichtig, solange die Musik des Quartetts so federleicht und entspannt daherkommt.

Michael Jaeger und Kerouac: Dance Around in Your Bones. Intakt / Musicora