«Zeitschrei» von Steamboat Switzerland: Antithese

Nr. 42 –

Sie sind die zu Klang verdichtete Antithese ihres Heimatlands: kompromisslos, monolithisch, alles andere als auf Ausgleich bedacht. Wo immer Steamboat Switzerland auftreten, teilt sich das Publikum in Begeisterte und Leute, die fluchtartig das Weite suchen. Für viele ist das Trio von Dominik Blum (Hammondorgel), Marino Pliakas (Bassgitarre) und Lucas Niggli (Drums) ein Ärgernis: zu laut, brachial, hektisch, überspannt. Doch sind es genau diese Radikalität und nervöse Spannung, die die Faszination ihrer Musik ausmachen. Steamboat Switzerland zelebrieren Klanggewalt pur!

Der Schweizer Komponist Michael Wertmüller, der sich als Speed-Metal-Drummer bei Alboth! einen Namen gemacht hat, entwarf die Komposition «Zeitschrei». Die Musik gleicht einer Achterbahnfahrt, nach der man so dankbar wie erschüttert aussteigt – mit weichen Knien!

Es beginnt mit einem ruppigen Hardcore-Stakkato, das sich weiter ausdifferenziert und in einem schrillen Orgeltriller endet. Die Musik gewinnt an Fahrt und schwillt zu einem orkanartigen Beben an. Rhythmen laufen durcheinander. Die schillernden Facetten der C3-Hammond münden in ein fein ziseliertes Unisono, das sich zu einer komplex verschachtelten Konstruktion verdichtet. Ein hämmernder Beat setzt ein, der nach kurzer Zeit plötzlich absackt und in unheimlicher Stille ausklingt. Wertmüller zieht alle Register. Sein Werk gewährt keine Atempause. Rasch wechseln Szenerien und Ausblicke, getragen von einem massiven Sound, der unaufhaltsam wie eine gewaltige Lawine ins Tal donnert. Überwältigend – in jeder Hinsicht!

Steamboat Switzerland und Michael Wertmüller: Zeitschrei. Trost