WOZ News

Nr. 45 –

Angeseilte

BesucherInnen der hehren Schweizer Bergwelt ist es bestimmt angenehm zu wissen, dass die Bahnen, die sie befördern, gut gewartet sind. Zufriedenes Personal dürfte dafür ausschlaggebend sein. Aus diesem Grund setzen sechs Berner Oberländer Bergbahnen neuerdings auf die Unterzeichnung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV), wie das «Thuner Tagblatt» berichtete; nicht verschwiegen wurde auch, dass nicht alle Bergbahnbetreiber dabei sind: «Die bekanntesten Abwesenden beim GAV sind die Jungfraubahnen, die offenbar aus idealistischen Gründen gegen einen GAV sind, die Gstaader Bergbahnen oder jene aus Meiringen-Hasliberg.» Dass Bergbahnen manchmal etwas abgehoben sind, liegt in ihrer Natur. Dass sie gar idealistische Motive haben, freut vielleicht die esoterischen unter den Gästen. Hoffen wir, dass sich darob das Personal kein Zahnrad ausbeisst.

Unbelehrbare

Wie andere Tages- und Wochenmedien lebt auch die «Schweiz am Sonntag» nicht von der Aktualität allein, sondern auch von Alltagsbetrachtungen und -gedanken in Kolumnen. So lesen wir: «Auch ich grüsse nicht immer. Aber ich will gegrüsst werden, wenn ich zuerst grüsse. Viele Eltern lernen ihren Kindern offenbar nicht mehr, dass und wie man grüsst.» Das Beispiel zeigt, das ist nur die Spitze des Eisbergs der Entzivilisierung; zudem lernen die Kinder nicht mehr den korrekten Gebrauch von Verben, und die Zeitungen, in denen sie ihre Kolumnen später veröffentlichen, lassen sie im Regen stehen.

Dünne

Helle Aufregung herrschte bei «20 Minuten», denn: «Karlie Kloss kommt nach Zürich». Entgegen erster Vermutung ist das nicht die Cousine von Fridolin Freudenfett aus Entenhausen, sondern eines der «angesagtesten Topmodels», das auch schon verdächtigt wurde, magersüchtig zu sein. «Karlie weiss, was sie will, sie ist unangepasst und anders. Das sind auch ihre Hobbys: Das Model backt leidenschaftlich gern.» Wow – eine Frau, die bäckt! Und die «ihre eigenen, gesunden Guetzli namens Karlie’s Cookies» sogar verkauft! Vielleicht sollte sie sie auch essen.

Vorsorgliche

Auch Zürcherinnen treiben nebenberuflich Unerwartetes: «Michèle Roten, Kolumnistin des ‹Magazins›, führt schräg gegenüber des Lokals seit kurzem einen exklusiven Second-Hand-Kleiderladen», hiess es im «Tages-Anzeiger». Zum Dank für die Gratiswerbung wird sich Frau Roten gegenüber dem Kollegen sicher jede Bemerkung verkneifen. Wir tun es nicht, sondern heben den fehlgeleiteten Genitiv sorgfältig auf.

Schicksalhafte

Dafür übt sich die gleiche Zeitung geschickt in der Kunst des Anrisses: «Ein Schweizer Banker traf in den USA eines Tages einen Boxer. Sein Leben änderte sich schlagartig.»

Wertvolle

Autos lieben Menschen. Drum beehrt oben genanntes Topmodel die «Mercedes-Benz Fashion Days», während sich die Messe «Auto Zürich» mit dem aktuellen Schwingerkönig schmückte. Der bringt «mit seinen gut 110 Kilo Lebendgewicht», so der Prospekt, doppelt so viel auf die Waage wie das Model. Das will aber nicht viel heissen, denn dank agrilexikon.de wissen wir: «Vorherrschend ist bei der Vermarktung das Schlachtgewicht.»

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