Fussball und andere Randsportarten: Vier einfache Regeln

Nr. 50 –

Von der Constantin-Regel und dem Köbi-Kuhn-Paradigma beziehungsweise dem Tschümperlin-Axiom oder dem Ferguson-Gebot.

Es ist mir in letzter Zeit immer wieder passiert, dass Leute tatsächlich glauben, dass ich etwas von Fussball verstehe, bloss weil ich seit ein paar Jahren darüber schreibe. Lassen Sie mich betonen: Das ist etwa ähnlich absurd wie die Vorstellung, Filippo Leutenegger verstehe etwas von Medien. Oder von Politik. Vielleicht sollte ich mich ja auch einfach auf den Slogan «Mehr Sport, mehr Schweiz» verlegen und als Stadtpräsident von Zürich kandidieren, aber das gehört wohl nicht hierher.

Zumindest kann ich im Unterschied zu Leutenegger zugeben, dass ich nichts davon verstehe. Als Fan finde ich Singen und Biertrinken wesentlich spannender als das, was auf dem Platz abläuft. Und die Zeiten, die ich selbst auf dem Platz verbrachte, beschränkten sich auf ein paar Pausenplatzpartien in der Primarschule – als Torwart, da ich weder rennen noch einen Ball treten konnte. Und nachdem ich drei Eigentore im gleichen Match verschuldete, legten mir meine Schulkumpels nahe, mir vielleicht doch lieber einen Nintendo zuzulegen. So ist denn vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass ich das Wenige, was ich tatsächlich über Sport gelernt habe, auch am Computer gelernt habe, insbesondere beim Fussballmanager-Spielen.

Die wichtigste ist natürlich die Constantin-Regel: Managen Sie alles selbst. Nichts Schlimmeres, als wenn ein Trainer dauernd in der Spielaufstellung herumpfuscht, ein Sportchef die falschen Spieler einkauft oder verkauft oder – am allerschlimmsten – ein offensichtlich grössenwahnsinniger Vereinspräsident dauernd irgendwelche unrealistischen Vorgaben macht, wie zum Beispiel mit dem FC St. Gallen nicht abzusteigen. Am einfachsten ist es da ohnehin, gleich einen eigenen Verein zu gründen, da kann man sich auch selber noch einen schönen Namen aussuchen. Zum Beispiel Hellebarden Appenzell. Heimstadion: Landsgmeendplatz, natürlich.

Mindestens so wichtig, aber eben nur umzusetzen, wenn die Constantin-Regel eingehalten wird, nenne ich das FC-Winterthur-Prinzip: Verwenden Sie jeden Rappen zuallererst für die Jugendarbeit. Sie haben zwar kurzfristig kaum sportliche Erfolge auszuweisen, aber erstens macht es Sie im Umfeld populärer, und zweitens ist es vor allem nachhaltig. Wenn Sie es schaffen, den Verein mehr als die paar Jahre zu managen, die ein «normaler» Manager zur Verfügung hat, wird sich das auszahlen – finanziell wie sportlich. Diese Regel funktioniert auch in der Realität ganz gut, wird aber viel zu selten befolgt.

Eine Unterregel dieses Prinzips ist das Köbi-Kuhn-Paradigma, auch bekannt als das Tschümperlin-Axiom: Stellen Sie nie einen Spieler über dreissig auf den Platz. Wenn er es bis zu diesem Alter nicht geschafft hat, zu einem Weltklub zu wechseln, wird das nie mehr was, und Sie dürfen ihm auch einfach nahelegen, mal noch etwas Richtiges mit seinem Leben zu machen. Solange es nicht Sportchef, Trainer oder Vereinspräsident ist.

Nicht ganz so wichtig, aber dennoch nicht zu vernachlässigen ist das Ferguson-Gebot: Feuern Sie jeden Spieler sofort, der sich a) Ihrer Autorität widersetzt oder b) ohne Ihre Erlaubnis mit den Medien spricht. Das mag übertrieben klingen, aber bedenken Sie immer: Wer so etwas einmal tut, wird es wieder tun. Das führt bloss zu Unruhe im Team und kann Ihre langfristige Strategie gefährden.

Sie mögen jetzt vielleicht einwerfen, das sei ja alles ziemlich diktatorisch und völlig unrealistisch, aber glauben Sie mir, meine Erfolge mit dem Befolgen dieser Regeln dürfen sich sehen lassen: drei Champions-League-Titel mit dem FC Winterthur, zwei weitere mit den Hull City Tigers – und vielleicht noch aufsehenerregender: Ich bin mit dem FC St. Gallen nie abgestiegen. Wobei mein grösster persönlicher Erfolg natürlich der Weltpokalsieg mit den Hellebarden Appenzell im heimischen Stadion war. Auf dem Landsgmeendplatz. Vor 500 ZuschauerInnen.

Etrit Hasler braucht derzeit Ferien und nimmt sich dabei ein Vorbild am vielleicht intelligentesten Menschen, den er kennt, seinem SP-Fraktionskollegen Beat Weber, der «lieber nach innen» reist. Für Hasler heisst das zum Beispiel: Fussballmanager spielen.