Kultour

Nr. 51 –

Ausstellung

Pressezeichnungen

45 KarikaturistInnen zeigen unter dem Titel «Gezeichnet!» 200 Arbeiten, die 2013 für die verschiedensten Presseerzeugnisse in allen Landesteilen der Schweiz geschaffen wurden. Einer davon, der zwischendurch auch in WOZ-Videos modelt, erfreut unsere LeserInnen mit Text und Bild von Woche zu Woche: Ruedi Widmer (WOZ, «Tages-Anzeiger», «Landbote»).

Alle anderen finden wir natürlich längst nicht so gut wie Ruedi, obwohl wir auch an Noyau (Yves Nussbaum, «La Cité») und Mix & Remix (Philippe Becquelin, «L’Hebdo», «SonntagsBlick», «Aargauer Zeitung») unser Herz verloren haben. Dann gibt es ein breites Mittelfeld mit mässig Biss, das zum grössten Teil für das Satiremagazin «Nebelspalter» aktiv ist, unter dessen Patronat die Ausstellung «Gezeichnet! 2013» steht. Es gibt aber auch einige, über die wir in der Vorweihnachtszeit den Mantel des Schweigens breiten. Insgesamt bietet «Gezeichnet!» trotzdem einen anregenden Jahresrückblick, der aufzeigt, was die Welt und unser kleines Land 2013 so umgetrieben hat.

«Gezeichnet!», die besten Pressezeichnungen 2013 in: Bern Kornhausforum, Sa, 21. Dezember 2013, 
14 Uhr, Vernissage mit Ruth Dreifuss und Christine Egerszegi. Täglich 12–17 Uhr. Bis 5. Januar 2014. 
www.kornhausforum.ch

Fredi Bosshard

Photobastei

Im Zürcher Haus zur Bastei, das Anfang der fünfziger Jahre vom Architekten Werner Stücheli geplant wurde, wird momentan einiges «zurückgebaut». Allerdings nur so weit, dass bis September 2014 eine Zwischennutzung möglich wird. Das neungeschossige Haus am Zürcher Schanzengraben diente einst einer Bank als Bürogebäude. Die zentrumsnahen Arbeitsplätze wurden an die Peripherie verlegt, damit sich die Angestellten im meditativen Pendeln üben können.

Für acht Monate werden nun unter dem Namen «Photobastei» gegen 1500 Quadratmeter als Ausstellungsfläche für zeitgenössische Fotografie zur Verfügung stehen. Der Zürcher Kurator Romano Zerbini, der seit Ende der neunziger Jahre den Swiss Photo Award und die EWZ-Selection organisiert, bespielt im Ganzen sieben Etagen an der Bärengasse. Die unteren beiden Stockwerke sind renommierten FotografInnen für kuratierte Grossausstellungen vorbehalten. Den Anfang macht der Magnum-Fotograf Paolo Pellegrini. Auf ihn folgen René Groebli, Henry Leutwyler, Jim Rakete und Diana Scheunemann.

Der grössere Teil des Hauses ist aber für kleinere Ausstellungen vorgesehen: FotografInnen, Gruppen, Stiftungen, Agenturen und Hochschulen können die Räume gegen Miete wochenweise für ihre Statements nutzen. Die Vernissagen finden jeweils donnerstags statt und machen die Veränderungen in der «Photobastei» sichtbar.

Parallel zur Ausstellung wird mithilfe von Sandbox Gallery, einer Software, mit der sich ein virtueller dreidimensionaler Raum konzipieren lässt, der reale Raum nachgebaut. In diesem können die MieterInnen ihre individuellen Ausstellungen auf virtueller Ebene gestalten und über die Ausstellungsdauer hinaus in einer Wolke schweben lassen.

«Photobastei» in: Zürich Bärengasse 29, 
Eröffnung im Januar 2014. Mo/Di, 12–21 Uhr. 
Bis 1. September 2014. www.photobastei.ch

Fredi Bosshard

Urbanes Kunstschaffen

Das Berner Lorrainequartier hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Gewerberäume wurden abgerissen, Neubauten geplant, abgehalfterte Kneipen wurden geschlossen und neue Szenebars eröffnet. Neben auffallend vielen Friseursalons gibt es seit einiger Zeit auch mehrere Galerien im Quartier.

Eine davon ist die Soon Gallery, die 2008 von Andrej Malogajski und Fabian Schmid gegründet wurde. Sie widmet sich ausschliesslich Produktionen der Gegenwartskunst. Zurzeit zeigt die Soon Gallery in Zusammenarbeit mit Galerien aus New York, London, Mexiko und Berlin eine Ausstellung, die Einblick in die internationale urbane Kunstszene gibt. Einige der ausgestellten Kunstschaffenden haben sich als Street-Art-KünstlerInnen einen Namen gemacht. Zu sehen sind unter anderen Werke der in London lebenden japanischen Street-Art-Künstlerin Saki and Bitches, des Engländers Julian Kimmings oder des Berners Jakub Degler.

Kurz vor Weihnachten wird die Ausstellung ausserdem noch musikalisch beehrt: Die Berner Musikerin Pamela Méndez wurde vor zwei Jahren mit ihrer ersten Platte «I Will Be Loved» bekannt, über die der «Bund» damals schrieb: «Ihr Debüt wird niemanden ungerührt lassen. Weil es ganz einfach brillant ist.» In der Soon Gallery tritt Méndez gemeinsam mit dem Gitarristen Nico van Wersch auf.

Soon X-Mas Special in: Bern Soon Gallery, Lorrainestrasse 69 (Eingang Talweg). Ausstellung: 
Fr, 20. Dezember 2013, 15–18 Uhr, Sa, 21. Dezember 2013, 14–24 Uhr. Konzert Pamela Méndez und 
Nico van Wersch am Sa, 21. Dezember 2013, 20.30 Uhr. 
www.soon-art.ch

Silvia Süess

Film

Tag des Kurzfilms

«Für mich ist der Kurzfilm eine eigenständige Ausdrucksform, die grössere Kreativität zulässt als gewöhnlicherweise der Langspielfilm. Kurzfilme sind fast immer unangepasster, origineller, mutiger, engagierter, persönlicher, unbekümmerter als die langen Filme», sagte Rolando Colla im Mai in dieser Zeitung (vgl. WOZ Nr. 22/13). Diesem mutigen Format wird nun ein Tag gewidmet: Am 21. Dezember – dem kürzesten Tag des Jahres – feiert die Schweiz zum ersten Mal den Tag des Kurzfilms. In Kinos in fünfzehn Städten sind Kurzfilmprogramme zu sehen, die das Berner Kurzfilmfestival Shnit und die Kurzfilmtage Winterthur zusammengestellt haben. Das Programm «Auslese 2013» zeigt Werke, die 2013 an einem der beiden Festivals gezeigt wurden. Im Programm «Retrospektive 2013» sind Produktionen zu sehen, die in den letzten Jahren an den beiden Festivals zu sehen waren. Viele kleine und grosse Welten tun sich hier auf: Erzählt wird von Albträumen, von einem Jungen, der eine Prostituierte anheuert, damit sie sich als seine Mutter ausgibt, oder von einem Mann, der ein Wettrennen mit einer Lokomotive macht. Das Programm gibt Einblick in mutige, kompromisslose und eigenständige Filme, die kurz, aber ergiebig sind.

Kurzfilmprogramm zum Tag des Kurzfilms in 15 Städten. Sa, 21. Dezember 2013, Genaues Programm siehe: www.kurzfilmzeit.ch

Silvia Süess

Theater

Kurtli

«Kurtli» ist wieder da. Seit Jahren schon geistert die Trash-Revue durch Bern, nimmt sich gesellschaftsrelevanter Themen sowie gesellschaftlicher Tabus an, ist politisch unkorrekt, klischiert und stinkfrech. In der neunten «Kurtli-Trash-Revue» beschäftigt sich das Ensemble mit dem Thema Luxus. Die «Kurtlis» sind SlumbewohnerInnen, die ein trostloses Leben führen. Eines Tages beschliessen sie, ihrem sinnentleerten Dasein ein Ende zu setzen und die Welt zu verändern. Sie machen eine Reise und begeben sich in die Welt der Banken, der Pharmamultis, der PolitikerInnen und der Abzocker. Doch mit ihrem Ziel, die Welt zu etwas Besserem zu machen, scheitern sie immer wieder. Sensible Gemüter bleiben der Vorführung (Regie: Dirk Vittinghoff) wohl lieber fern. Alle anderen können sich auf einen schrillen, lauten und trashigen Abend freuen.

«Kurtli IX, Luxus» in: Bern Tojo in der Reitschule, Do–Sa, 19.–21. Dezember 2013, jeweils 20.30 Uhr. 
www.tojo.ch

Silvia Süess

Die unsichtbare Stadt

Die Stadt Zürich, die offene Stadt, die unsichtbare Stadt, die Stadt, die es so noch nicht gibt: Die Stadt als Summe aller Erlebnisse und aller Menschen, die sie betreten.

Das Theater Neumarkt widmet das erste Drittel seines Programms dem Thema mit der Plattform «Offene Stadt». In der Serie «Arrivals» wird die Stadt als Ankunftsort dargestellt, und das Stück «Hundeherz», nach der Erzählung von Michail Bulgakow, dreht sich um eine Figur am Rand der städtischen Gesellschaft.

«Offene Stadt» in: Zürich Theater Neumarkt, 
bis Ende Dezember.

Anina Ritscher

Konzert

Oloid

Als Stimme des Duos Stimmhorn (gemeinsam mit Balthasar Streiff) machte Christian Zehnder Furore: Mit seinem Stimmorgan produzierte er Geräusche und Klänge, die schlicht unmöglich schienen – stets begleitet von Streiffs Hornklängen. Zehnder macht noch immer Furore mit seiner Stimme, allerdings nicht mehr mit Streiff – das Duo hat sich nach vierzehn gemeinsamen Jahren 2009 aufgelöst.

«Oloid» heisst das Programm, das Zehnder gemeinsam mit dem Schlagzeuger Gregor Hilbe erarbeitet hat. Inspiriert zu ihrer ersten gemeinsamen Komposition wurden die Musiker vom gleichnamigen geometrischen Körper, den der Naturwissenschaftler Paul Schatz (1898–1979) entdeckt hat. Das Oloid ist eine Art umstülpbarer Würfel. Es ist einer der wenig bekannten Körper, die über ihre gesamte Oberfläche abrollen. Die Rhythmik, die dabei entsteht, hat die Musiker zu ihren Kompositionen inspiriert.

«Oloid» in: Basel Theater Roxy, Do/Fr, 19./20. Dezember 2013, 20 Uhr. www.theater-roxy.ch

Silvia Süess