Kultour

Nr. 3 –

Kunstprojekt

Aus dem Labor

«Transform» ist eine künstlerische Versuchsanordnung, die jedes Jahr als Zwischennutzung in leer stehenden Räumen in Bern stattfindet. Jeweils eine Woche lang können KünstlerInnen den Raum frei nach ihren Ideen transformieren. Voraussetzung ist nur, dass der Raum als untrennbarer Teil der Kunst thematisiert wird. Die KünstlerInnen geben sich im einwöchigen Rhythmus die Klinke in die Hand, und der Schauplatz verändert sich während der sieben Wochen Laufzeit des Projekts dauernd.

Die Idee für «Transform» stammt von der Theaterregisseurin Sybille Heiniger und dem Kunstwissenschaftler Franz Krähenbühl. Das Projekt findet bereits zum dritten Mal statt. Darstellende Kunst, Musik und bildende Kunst treffen aufeinander, wenn das Kunstlabor am Freitag seine Tore öffnet. Dann wird das Wochenprotokoll der Transformationen vorgestellt, es werden Konzerte gespielt und Performances aufgeführt. Ausserdem sind die für die jeweilige Woche zuständigen KünstlerInnen anwesend.

Diesen Freitag gibt es ein Konzert mit The E’s (Nicolas Python, Dave Lozer) mit Saul de Angelis. Zu den anwesenden KünstlerInnen gehören Rebecca Rebekka, Brigitte Lustenberger, Valentina Vuksic und Peter Zumstein. Der künstlerische Prozess, die Experimente, die im Labor gemacht wurden, werden so für die Öffentlichkeit zugänglich, und die Transformationen können Woche für Woche mitverfolgt werden.

«Transform» in: Bern Güterstrasse 8, jeden Freitag ab 19.30 Uhr. Bis 28. Februar 2014. www.transform.bz

Anina Ritscher

Theater

Signal to Noise

Pulp.noir wurde von Thomas Fischer und Julia Maria Morf gegründet und bewegt sich seit zehn Jahren in unterschiedlicher Besetzung entlang den Grenzen zwischen Theater, Kunst und Musik. Mit ihrer neuen Produktion «Signal to Noise – über Information und Wissen» verwandeln sie die Theaterbühne in einen Signalprozessor, lassen Wort, Ton und Bild eins werden. Gedankenströme werden zu surrealen Bildern, Klänge und Beats zu Klanglandschaften, in denen die AkteurInnen geklont als Schattenspiel auf dem Bühnenhintergrund erscheinen.

Der Hauch von Science-Fiction, der schon den Alltag durchweht, wird auf der Bühne noch potenziert, wenn die PerformerInnen Joana Aderi, Ralph Tristan Engelmann, Marius Peyer, Tobias Reber und Christian Rösli quer durch kurze Episoden hasten. Stimmen und Musik ertönen elektronisch zerhackt, die Improvisationen folgen einer komponierten Struktur. Der Gegensatz zwischen real und virtuell verschwimmt, und aus dem elektronisch angestauten Wissen formt sich «der durchsichtige Mensch 2.0».

Pulp.noir: «Signal to Noise – über Information und Wissen» in: Zürich Rote Fabrik, Fabriktheater, 
Fr, 17. Januar 2014, 20 Uhr, Premiere. Weitere Vorstellungen: 18./21./23./24. und 25. Januar 2014. 
www.rotefabrik.ch

Fredi Bosshard

Lesung

Tessema Eshete

Die Geschichte von Tessema Eshete (1876–1964) hat etwas Märchenhaftes. Der Musiker, Dichter, Fotograf und politisch denkende Mann war als Azmari (Musiker/Sänger) am Hof von Kaiser Menelik II. (1844–1913) in Abessinien, dem heutigen Äthiopien, tätig. Von dort aus wurde er nach Berlin geschickt, wo er sich zwischen 1908 und 1910 zum Kraftfahrzeugmechaniker ausbildete, damit er später den entstehenden Wagenpark von Menelik II. betreuen konnte.

Aus Berlin brachte Eshete aber auch siebzehn Schellackplatten nach Addis Abeba zurück, auf denen er seinen Gesang, den er auf der einsaitigen Masinko (Fidel) selbst begleitete, dokumentierte. Damit gehört er zu einem der ersten Musiker aus Afrika, dessen Musik auf einem kommerziellen Tonträger erschien. Nach dem Tod von Menelik II. wurde Eshete unter dessen Nachfolger Liji Yasu zum Minister für Post- und Telegrafenwesen befördert.

Wolfgang Bender, Honorarprofessor in Bayreuth, erforscht zusammen mit Tadele Yidnekatchew Tessema, einem Enkel von Eshete, seit über zehn Jahren dieses ungewöhnliche Leben. Die Aufnahmen von 1910 sind hundert Jahre später beim französischen Label Buda Musique in der ebenso märchenhaften Reihe «Éthiopiques» erschienen.

Wolfgang Bender «Vom Azmari zum Minister» in: Zürich Völkerkunde Museum, Do, 16. Januar 2014, 
19 Uhr. www.musethno.uzh.ch

Fredi Bosshard

Mikronowellen

In Bern kennt man die Slampoetin und Autorin Sandra Künzi vor allem für ihre grosse Klappe. Nun erscheinen ihre frechen Texte unter dem Titel «Mikronowellen» in Buchform. Künzi ist Mitbegründerin der Autorinnenreihe Tittanic, die ihren Anfang 2005 in Bern hatte und ihren Bekanntheitsgrad seither über die Kantonsgrenzen hinaus ausweiten konnte. Ausserdem ist sie Initiantin des elektronischen Trip-Hop-Musikprojekts Akku.

Neben Slamtexten und kurzen Geschichten enthält «Mikronowellen» auch Zeichnungen der Künstlerin. Der Inhalt sei zu 43 Prozent in Mundart, wie der Umschlag des Buchs nach den Vorschriften der korrekten Produktdeklaration informiert. Jetzt trägt die Autorin höchstpersönlich Texte und Lieder aus ihrem Buch in einer Leseshow vor. Die Kontrabassistin Reg Fry begleitet sie, und gemeinsam geben die beiden einige von Künzis Liedern zum Besten. Was sie mit einer grossen Portion Spaghetti auf der Bühne anstellen, sei an dieser Stelle aber nicht verraten.

«Mikronowellen Live» in: Bern Frauenraum der Reitschule, Neubrückstrasse 8, Do, 23. Januar 2014, 
20 Uhr; Zürich Bundeshaus zu Wiedikon, 
So, 16. Februar 2014, 16 Uhr. Weitere Aufführungen auf: 
www.sandrakuenzi.ch

Anina Ritscher

Konzert

Bärn Oscht

Im Zürcher Literaturhaus erhält diesen Freitag das Spoken-Word-Ensemble «Bern ist überall» den Gottfried-Keller-Preis. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft, aber es gibt in Zürich weitere Gelegenheiten, Kultur aus Bern zu geniessen. Die Zürcher Clubs Moods und Exil haben gemeinsam das Festival «Züri Wescht z Bärn Oscht» organisiert und bieten auch ein Ticket für alle Konzerte an. Da eine ganze Reihe der beteiligten MusikerInnen in diversen Bands zu hören ist, gibt es hier Gelegenheit, sie in verschiedenen Zusammenhängen live zu erleben.

«Huttu rockt wie d Schiissi» ist ein Abend mit dem Multiinstrumentalisten und Sänger Domi Chansorn betitelt, der als Newcomer gilt und gleich seine Band mitbringt. Sie bewegt sich zwischen Prog-Rock, avantgardistischem Pop und Jazz. Chansorn sitzt aber auch bei der Gruppe Bounce und der nach dem isländischen Vulkan Grimsvötn benannten Band hinter dem Schlagzeug. Claire Huguenin wiederum ist Sängerin von Grimsvötn – steht aber auch mit Oli Kusters Aeiou auf der Bühne. Es gibt aber noch mehr zu entdecken: So verbergen sich hinter dem Programmpunkt «Lyrikbänz» der Rapper Greis und der Gitarrist Noti Wüemi. Übrigens ist mit «Huttu» das im Oberaargau gelegene Huttwil gemeint, das zum Kanton Bern gehört.

«Züri Wescht z Bärn Oscht» in: Zürich Exil und Moods im Schiffbau, Fr/Sa, 17./18. Januar 2014, 20 Uhr. www.moods.ch ; www.exil.cl

Fredi Bosshard

Ausstellungen

Unerwünscht

Wie bei allen illegalen ImmigrantInnen ist Godwins Situation paradox: Um Geld zu verdienen, muss er sein Gesicht jeden Tag in der Öffentlichkeit zeigen. Um nicht von der Polizei entdeckt zu werden, muss er unsichtbar bleiben. Seine Reise begann in Nigeria, gestrandet ist er schliesslich in Neapel, wo er nun Topflappen auf der Strasse verkauft, um zu überleben. Erwünscht ist er weder dort noch sonst wo in Europa. Trotzdem taucht er plötzlich überall in europäischen Städten auf: in Hauseingängen, an Strassenecken und Fassaden. In Zürich etwa wurde er vor dem Café Collana beim Opernhaus und an der Tramhaltestelle beim Limmatplatz gesichtet.

2011 startete der Künstler Georg Klein ein Projekt, das Godwin als Stellvertreter unzähliger illegaler MigrantInnen in Europa sichtbar machen soll. Menschen aus ganz Europa schicken ihm Fotos von Orten, an denen sie Godwin gerne sehen würden. Klein schickt ihnen eine Fotomontage mit einem Foto von Godwin vor dem gewünschten Hintergrund zurück. Diese Plakate hängen die Menschen an die fotografierte Stelle, sodass Godwin sich fast unmerklich in den Hintergrund einfügt. Über einen QR-Code auf den Plakaten können PassantInnen Godwins Geschichte hören.

Wer Godwin helfen will, in das Bewusstsein der PassantInnen zu gelangen, kann sich am Projekt beteiligen und ein Foto vom gewünschten Hintergrund an godwin@georgklein.de senden – Anregungen gibts in der aktuellen Ausstellung in Zürich, wo eine Auswahl der einzigartigen Plakate zu sehen ist.

«Tracing Godwin» in: Zürich Kunsthaus 
Aussersihl/OG9, Lagerstrasse 98/99, bis 29. Januar 2014.

Anina Ritscher

Art & Arcade

Im Haus für elektronische Künste an der Osloerstrasse in Basel simuliert der Gastkurator Alain Bieber unter dem Titel «Art & Arcade» einen Spielsalon. Es ist die letzte Ausstellung an dieser Adresse, bevor die Institution in den Neubau an der Freilagerstrasse umzieht.

Sieben KünstlerInnen und Kunstgemeinschaften aus aller Welt haben unterschiedliche Arcade-Spielkonsolen zu einer Gruppenarbeit vereint. «Painstation», «PentaPong», «The Machine», «Radical ATM», «Tesla Arcade», «Cage was a n00b» und «Racer» sind mit Arbeiten von Jodi, Evan Roth und Hussein Chalayan und anderen kombiniert. Und wie es sich für eine echte Spielhalle gehört, sind die Konsolen nicht nur zu sehen, sondern auch spielbar.

«Spielsalon: Art & Arcade» in: Basel/Münchenstein Haus für elektronische Künste. 
Mi–Fr, 15–20 Uhr; Sa/So, 13–20 Uhr. 
www.haus-ek.org

Fredi Bosshard

Security

Der 1969 in Lausanne geborene Fotograf Marc Renaud beschäftigt sich seit zehn Jahren mit dem Thema Sicherheit. Nun hat er verschiedene Aspekte seiner Sicht auf dieses Phänomen unter dem Titel «Security – eine Trilogie» zusammengefasst. Im ersten Teil «Security» befasst er sich mit den posttraumatischen Aspekten nach dem 11. September 2001 in New York und zeigt Arbeiten, die dort 2003 und 2004 entstanden sind. «Security in Blue», zwischen 2007 und 2010 entstanden, beschäftigt sich mit den blauen Beleuchtungen, die zu Nachtzeiten die Drogenszene aus Nischen, WC-Anlagen und Hauseingängen fernhalten sollen. Im letzten Teil der Trilogie wendet er sich verschiedenen eingeübten Katastrophenszenarien zu, die er als Formalisierung einer kollektiven Angst begreift.

Marc Renaud «Security – eine Trilogie» in: Basel Galerie Eulenspiegel, Di–Fr, 9–12, 14–18 Uhr; Sa, 10–16 Uhr. Bis 8. Februar 2014. www.galerieeulenspiegel.ch

Fredi Bosshard

Photobastei

Im Zürcher Haus zur Bastei, das Anfang der fünfziger Jahre vom Architekten Werner Stücheli geplant wurde, wird momentan einiges «zurückgebaut». Allerdings nur so weit, dass bis September 2014 eine Zwischennutzung möglich wird. Das neungeschossige Haus am Zürcher Schanzengraben diente einst einer Bank als Bürogebäude. Die zentrumsnahen Arbeitsplätze wurden an die Peripherie verlegt, damit sich die Angestellten im meditativen Pendeln üben können.

Für acht Monate werden nun unter dem Namen «Photobastei» gegen 1500 Quadratmeter als Ausstellungsfläche für zeitgenössische Fotografie zur Verfügung stehen. Der Zürcher Kurator Romano Zerbini, der seit Ende der neunziger Jahre den Swiss Photo Award und die EWZ-Selection organisiert, bespielt im Ganzen sieben Etagen an der Bärengasse. Die unteren beiden Stockwerke sind renommierten FotografInnen für kuratierte Grossausstellungen vorbehalten. Den Anfang macht der Magnum-Fotograf Paolo Pellegrini. Auf ihn folgen René Groebli, Henry Leutwyler, Jim Rakete und Diana Scheunemann.

Der grössere Teil des Hauses ist aber für kleinere Ausstellungen vorgesehen: FotografInnen, Gruppen, Stiftungen, Agenturen und Hochschulen können die Räume gegen Miete wochenweise für ihre Statements nutzen. Die Vernissagen finden jeweils donnerstags statt und machen die Veränderungen in der «Photobastei» sichtbar.

Parallel zur Ausstellung wird mithilfe von Sandbox Gallery, einer Software, mit der sich ein virtueller dreidimensionaler Raum konzipieren lässt, der reale Raum nachgebaut. In diesem können die MieterInnen ihre individuellen Ausstellungen auf virtueller Ebene gestalten und über die Ausstellungsdauer hinaus in einer Wolke schweben lassen.

«Photobastei» in: Zürich Bärengasse 29. Di–So, 12–21 Uhr. 
Bis 1. September 2014. www.photobastei.ch

Fredi Bosshard

Lachende Würste

In den dreissiger Jahren eroberten zunehmend Markenartikel die Regale der Lebensmittelgeschäfte und Dorfläden. Sie verdrängten die anonyme Stapelware. 1945, nach Kriegsende, folgten die ersten Selbstbedienungsläden. Die KundInnen mussten sich selbst über Produkte informieren. Damit sie dabei die Orientierung nicht verloren, wurde mit Werbung etwas nachgeholfen.

Der französische humoristische Zeichner Marius Rossillon alias O’Galop entwarf mit Bibendum bereits 1898 eine Figur, die menschenähnliche Züge aufwies und für Autopneus warb. Jahre später verlor Bibendum seinen Namen und wurde als Michelin-Männchen weltbekannt. Die Idee der «beseelten Produkte» wurde in den dreissiger Jahren wieder aufgenommen, und Bibendum feierte in vielerlei Gestalt Auferstehung. Als roter Wollstrang warb ein Torwart für Schaffhauser Wolle. Er angelte sich mit Schiebermütze auf dem Kopf den Ball, der ein Wollknäuel war.

Der bekannte Grafiker Herbert Leupin schuf 1949 die lachende Wurst, die auf die Produkte der Metzgerei Ruff aufmerksam machte. Ein abenteuerliches Teigwarenmännchen balancierte einen dampfenden Teller Spaghetti für die Firma Wenger, und das Akkordeon spielende Blasenmännchen machte auf Persil aufmerksam: «die strahlende Symphonie moderner Wäschepflege». Die Vermenschlichung der beworbenen Produkte hatte zwischen 1930 und 1950 ihre beste Zeit. Sie entführte in eine kindliche Welt, liess Märchen und Fabeln anklingen und geriet dann Ende der fünfziger Jahre wieder ausser Mode.

«Lachende Würste, fussballspielende Wollknäuel» in: Zürich Schweizer Nationalbank, Schaufenster an der Fraumünsterstrasse/Stadthausquai. Bis 10. März 2014.

Fredi Bosshard

Vintage

«I wear your granddad’s clothes, I look incredible» (Ich trage die Kleider deines Grossvaters, ich sehe unglaublich aus), rappt der US-amerikanische Musiker Macklemore in «Thrift Shop», was eine Art Brockenhaus bezeichnet. Der Erfolg dieses Lieds hat deutlich gezeigt, dass der Trend des Alten und Gebrauchten inzwischen im Mainstream angekommen ist. Es gilt als modisch, die alten Lederschuhe des Grossvaters oder eine Sonnenbrille aus den siebziger Jahren zu tragen. Secondhandläden wählen ihre Produkte heute sorgfältiger aus und präsentieren sie ansprechend. Die etwas verstaubten Wühlgeschäfte sind edlen Boutiquen gewichen.

Das Wort «Vintage» stammt ebenfalls aus dem Englischen und steht für «alt» oder «erlesen». Es ist eine Mode der jüngeren Generation, die sich dem Konsumwahn der letzten Jahrzehnte entgegensetzt. Gleichzeitig nutzen ihn Mode- und MöbelherstellerInnen, indem sie ihren Produkten den Anschein eines gebrauchten Gegenstands geben. Das Museum für Gestaltung in Zürich greift diesen Trend mit der Ausstellung «Vintage. Design mit bewegter Vergangenheit» auf. Ausgestellt werden Möbel und Kleider, die den Wunsch nach Gegenständen aus der Vergangenheit und den Reiz des Gebrauchten ausstrahlen. Am Beispiel der mit Sandstrahlern bearbeiteten Jeans betont die Ausstellung aber auch die Ambivalenz des Vintage-Trends und hinterfragt unsere Sehnsucht nach natürlich und künstlich gealterten Objekten.

«Vintage. Design mit bewegter Vergangenheit» in: Zürich Museum für Gestaltung. Bis 6. April 2014. 
www.museum-gestaltung.ch

Anina Ritscher

Auf dem Holzweg

Hermann Blumer, der am 20. November seinen 70. Geburtstag feiert, ist schwer zu fassen. Ist er nun Erfinder, Künstler, Berater, Mentor, Koordinator oder gar alles zusammen? Was sicher ist: Alles dreht sich bei ihm ums Holz, und das seit über fünfzig Jahren. Mit der Ausstellung «Leidenschaftlich auf dem Holzweg. Hermann Blumer erfindet Holz in Waldstatt» wird nun in Teufen sein Lebenswerk geehrt. Blumers Werdegang wird mit zahlreichen Fotos und Plänen aus seinem Privatarchiv dokumentiert. Technische Erfindungen, die im Holzbau in aller Welt Spuren hinterlassen haben, lassen sich so nachvollziehen. So stand Blumer dem renommierten japanischen Architekten Shigeru Ban, der den neuen Erweiterungsbau des «Tages-Anzeigers» in Zürich entworfen hat, als Berater für weit gespannte Holzkonstruktionen zur Seite. Exemplarische ältere Arbeiten werden mit Plänen, Skizzen, Modellen und Fotos dargestellt. Das in den siebziger Jahren entworfene Eisstadion von Davos ist nicht über das Modell herausgekommen. Katalin Deér und Roland Bernath haben für die Ausstellung fotografiert, und eine ganze Reihe von KünstlerInnen, darunter Gabriela Brühweiler und Pascal Lampert, zeigen «eingeholzte Objekte». Sie lassen so das Zeughaus Teufen zum Zeighaus werden.

Parallel zur Ausstellung erscheint im Appenzeller Verlag das Buch «Holz kann die Welt verändern» von Ralph Brühweiler, das unter anderem auch darstellt, wie Blumer dem Werkstoff Holz zu neuem Wachstum verholfen hat.

«Leidenschaftlich auf dem Holzweg» in: Teufen Zeughaus. Mi–Sa, 14–17 Uhr; Do, 14–19 Uhr; So, 12–17 Uhr. Bis 8. März 2014. www.zeughausteufen.ch

Fredi Bosshard

Anton Bruhin

Anton Bruhin ist Maler, Zeichner, Erfinder von Palindromen (Wortfolgen, die vor- und rückwärts gelesen werden können) und spielt die Maultrommel mit Leidenschaft und Virtuosität. Der in Lachen geborene Künstler lebt seit Jahren in Zürich und gehört zu den ruhigen und beharrlichen Menschen, die immer für eine Überraschung gut sind.

Bruhin zeichnet von Hand, mit Tusche und Farbstiften, malt in Öl und nutzt den Computer, bleibt aber immer originell. Bruhin war bei der legendären Ausstellung «Saus und Braus» (Zürich, 1980) und auch wieder bei «Freie Sicht aufs Mittelmeer» (Zürich, 1999) dabei. Nun sind einige seiner Werkgruppen in einer Einzelausstellung in Emmenbrücke zu sehen. Lassen Sie sich von seinem Palindrom «Ein O-Ton, o Monotonie!» nicht auf eine falsche Fährte locken.

Anton Bruhin in: Emmenbrücke, Kunstplattform Akku. Mi–Sa, 14–17 Uhr; 
Sa, 10–17 Uhr. Bis 19. November 2014. 
www.akku-emmen.ch

Fredi Bosshard