Fussball und andere Randsportarten: Knarren für Sotschi

Nr. 8 –

Wie man die Olympischen Winterspiele verbessern könnte.

Die Olympischen Spiele sind immer eine Zeit, in der man sich als Sportkolumnist wieder einmal den grundsätzlichen Fragen stellen kann. Damit meine ich nicht etwa Fragen wie: Werden die Olympischen Spiele auch jemals wieder in einer Demokratie ausgetragen? Oder: Was ist vom olympischen Geist eigentlich noch übrig geblieben? Beide Fragen sind mit einem klaren Nein zu beantworten. Und wenn Sie mir jetzt sagen, dass das überhaupt keinen Sinn ergebe, stimme ich gerne zu.

Nein, ich meine viel grundlegendere Fragen wie: Wer zum Teufel hat eigentlich eine Sportart wie Biathlon erfunden? (Die Antwort wäre wahlweise «Nein» oder «Norwegen», aber das ist nicht weiter relevant – also weder die Nein-Stimmen noch der Staat Norwegen.) Wieso schiessen die, wenn sie schon alle Knarren mit sich rumtragen, nur auf Scheiben anstatt auf ihre GegnerInnen? Und wieso ist noch niemand auf die Idee gekommen, dass fast jede olympische Wintersportart viel spannender wäre, wenn man sie mit Schusswaffen ausübte?

Stellen Sie sich nur einmal Curling mit Pistolen vor: Anstatt mit diesen absurden Besen auf dem Feld herumzurutschen wie kontingentierte Gastarbeiter mit Tourettesyndrom auf Amphetamincocktails, müssten die Curlerinnen den Kurs der Steine durch zielgenaue Streifschüsse beeinflussen. Die Sportart, die in ihrer Jetztform einen Fernsehunterhaltungswert hat, der vielleicht noch mit Baseball, Schach oder einer Folge «Bachelor» zu vergleichen ist, würde enorm attraktiver. Wenn ich mir das recht überlege, würde es dem Unterhaltungswert des «Bachelors» durchaus auch guttun, wenn jede Kandidatin mit einer Pistole oder mindestens einem Samuraischwert ausgestattet würde. Aber ich soll mich hier ja über Sport als Kulturgut und nicht über Massenverblödung auslassen. Und ja, meine Tastatur hat mich gerade laut ausgelacht, als ich diesen Satz geschrieben habe.

Mein Respekt für Skispringer (und da gibt es angeblich nur Männer), diese faden, magersüchtigen Latexmilchtrinker, würde enorm steigen, wenn ihr Sport nicht nur darin bestünde, von einem Hügel zu springen, sondern sie dabei in der Luft noch zehn Tontauben niederschiessen müssten. Wem das noch zu wenig attraktiv ist: Man könnte durchaus wie in der guten alten Zeit auch wieder richtige Tauben einsetzen, dann sähe der Schnee nach den Wettbewerben wenigstens ähnlich pickelgesichtig aus wie die Athleten.

Die Möglichkeiten sind endlos: Bobfahren mit an der Seite montierten Raketenwerfern, die bei der Schlusseinfahrt gleich das eigene Feuerwerk entzünden. Eine lebensechte «Wilhelm Tell»- oder eben «William Burroughs»-Choreografie im Eiskunstpaarlauf. Skiflugartillerie. Buckelpistenbazooka. Kann irgendjemand bestreiten, dass Lara Gut als Lara Croft einfach noch viel besser aussähe? Und sich ganz abgesehen davon auch viel eindrücklicher dagegen wehren könnte, als Schneehäschen bezeichnet zu werden? Überlegen Sie sich nur einmal, was das entsprechende Ausrichterland an Sicherheitskosten sparen könnte, wenn denn alle OlympionikInnen immer ein Gewehr dabei hätten – oder glauben Sie im Ernst, dass es einen Terroristen gibt, der sich freiwillig auch nur ansatzweise in die Nähe einer vollbetrunkenen kanadischen Eishockeymannschaft mit Schusswaffen begeben würde? Nun gut, es würde auch gewisse Probleme mit sich bringen, das ist selbst mir klar. So würde Russland mit Sicherheit erklären, dass es schwule AthletInnen grundsätzlich schon toleriere, aber nur ohne Waffen. Man wüsste ja nicht, zu welch bestialischen Perversitäten Homosexuelle mit einem Gewehr fähig sein könnten oder wo genau denn der Schuss da losginge.

Bevor Sie jetzt schockiert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und/oder mir in bösen Leserbriefen schreiben, ich hätte wohl keine Ahnung vom olympischen Geist, lassen Sie mich Ihnen Folgendes sagen: Das haben die Olympischen Spiele in Sotschi auch nicht.

Etrit Hasler ist Pazifist kurz vor dem 
Amoklauf. Das ist nicht weiter gefährlich, 
da er weder ein Gewehr noch die Armmuskulatur hat, um überhaupt eins 
halten zu können.