Was weiter geschah: Von 156 auf null

Nr. 11 –

Wenige Wochen vor der Abstimmung über die SVP-«Masseneinwanderungsinitiative» hat die WOZ darauf aufmerksam gemacht, dass der Schweizer Forschungsplatz im Fall einer Annahme mit gravierenden Konsequenzen zu rechnen hätte (siehe WOZ Nr. 4/2014 ). Mittlerweile haben sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet: Die Schweiz ist mit sofortiger Wirkung aus dem neuen EU-Forschungsrahmenprogramm (FRP) «Horizon 2020» ausgeschlossen, dessen Start man im Januar in Bern mit einer grossen Konferenz gefeiert hatte.

Namentlich den beiden ETHs in Zürich und Lausanne (EPFL) droht ein internationaler Bedeutungsverlust. Ihre Aushängeschilder können nicht länger die prestigeträchtigen ERC-Grants einwerben. Im Verlauf des letzten FRP hatte der Europäische Forschungsrat 156 solcher Grants an ETH-Forschende vergeben. «Sollte der Ausschluss nicht umgehend rückgängig gemacht werden können, würde dies es den Institutionen deutlich erschweren, weiterhin vielversprechende Nachwuchstalente und etablierte Spitzenforschende zu gewinnen oder zu halten», warnte der ETH-Rat am 7. März.

Die Zeit drängt: Eingabetermin für die erste Runde an ERC-Grants ist der 25. März. An die 20 Forschende der EPFL wollen ein Gesuch einreichen, an der ETH Zürich sind es gar 32. Nun will der Nationalfonds (SNF) zumindest für das laufende Jahr die Finanzierung übernehmen. «Das löst unser Problem nicht», sagt Jérôme Grosse, Leiter der EPFL-Medienstelle. Es gehe darum, dass sich die Forschenden dem internationalen Wettbewerb stellen könnten, betonen sowohl Grosse als auch ETHZ-Mediensprecher Roman Klingler. Andernfalls droht tatsächlich eine Provinzialisierung des Forschungsplatzes Schweiz.