Zürich: Barrikaden gegen Bagger

Nr. 14 –

Kampf um die Teilnahme an der städtischen Zentralität: Auf dem teilweise besetzten Labitzke-Areal in Zürich Altstetten soll eine Grossüberbauung entstehen. Foto: Hans Peter Jost

Samstagnachmittag auf dem Labitzke-Areal in Zürich Altstetten: In einem improvisierten Märlizelt wird einer Handvoll Kinder die Geschichte vom winzigen, aber klugen Fisch Swimmy erzählt. Rundherum geht es laut zu und her. Für die Befestigung der Gebäude, die zuletzt von einer bunten MieterInnenschar genutzt wurden (siehe WOZ Nr. 4/2014 ), wird geschweisst, gebohrt und gehämmert.

Wie Swimmy, der seine kleinen ArtgenossInnen in einem listigen Schwarm organisiert, um die Riesenfische zu verjagen, wollen auch die AktivistInnen, die seit Anfang Jahr Teile des Areals besetzt halten, nicht einfach klein beigeben. Man werde sich gegen eine allfällige polizeiliche Räumung zur Wehr setzen, heisst es auf ihrer Website.

Bisher rechnete man mit der Räumung Anfang April. Doch nun verzichtet die Eigentümerin des Areals, die Mobimo AG, nach Gesprächen mit der Stadt vorläufig darauf. Man wolle erst den Abschluss des laufenden Ausweisungsverfahrens gegen die eine Mietpartei, die noch auf dem Areal verblieben ist, abwarten. Das Verfahren ist zurzeit am Obergericht hängig und wird gemäss Peter Nideröst, dem Rechtsvertreter der MieterInnen, «einige Wochen bis wenige Monate» dauern.

Vom juristischen Tauziehen mit der Mobimo, die auf dem Areal eine Grossüberbauung mit 245 Wohnungen plant, zeigen sich die verbliebenen MieterInnen nicht gross beeindruckt. Sie fordern weiterhin, bis zum eigentlichen Baubeginn bleiben zu können, und werfen der Mobimo «Abriss auf Vorrat» vor, weil diese nach wie vor kein Baugesuch eingereicht hat. Mit diesem sei im April oder Mai zu rechnen, sagt die Mobimo-Sprecherin Christine Hug.

Doch für Simon W., den Sprecher der MieterInnen, bleibt es dabei: «Ohne Baubewilligung ist das Mobimo-Projekt nichts als heisse Luft.» Einsprachen könnten den anvisierten Baubeginn Anfang 2015 noch erheblich verzögern. «Die geplanten 45 Meter hohen Wohntürme werden Schatten werfen», sagt Simon W. Und in Zürich weiss man: Schon einmal haben hartnäckige AnwohnerInnen, die sich in den Schatten gestellt fühlten, ein Grossprojekt aus der Bahn geworfen. Die Brache auf dem Hardturmareal zeugt davon.