Diesseits von Gut und Böse: Die engagierte Diva

Nr. 25 –

Letzte Woche fand in London eine Konferenz gegen sexuelle Gewalt in Konflikten* statt. Dass alle Medien breit darüber berichteten, ist zweifellos weniger auf deren Schirmherrn, den britischen Aussenminister, zurückzuführen als auf die US-Schauspielerin Angelina Jolie, die ihre Prominenz als Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR seit Jahren in den Dienst solcher Themen stellt.

«Neues Protokoll gegen sexuelle Gewalt in Konflikten vorgelegt», titelte der «Blick» ungewohnt seriös, und auch die «Bild» blieb mit «Angelina Jolie fordert Stopp sexueller Gewalt» sachlich. So hielten es fast alle. Fast. Denn «Tages-Anzeiger» und «Basler Zeitung» konnten nicht widerstehen, schon in Anriss und Titel auszudrücken, was von der Qualität dieses Engagements zu halten sei: «Die Diva eröffnet die Jagd auf Kriegsverbrecher – Angelina Jolie hält Kriegsrat».

Auch wenn Zweifel an der Wirksamkeit solcher Veranstaltungen berechtigt sind: Dank Jolie haben ein paar Leute mehr erfahren, dass in allen Kriegen systematisch vergewaltigt wird.

Die entscheidende Frage stellte dann übrigens online ein Herr Menzi: «Warum ‹nur› gegen sexuelle Gewalt? Könnte es sein, dass da ein ganz klein wenig Diskriminierung gegenüber den Männern mitschwingt?» Ja, der kritische Mitbürger lebt.

* Ein lesenswerter Text («Kampf um das 
Ende der sexuellen Kriegsführung») 
in der «Süddeutschen Zeitung» beleuchtet 
die Hintergründe.