Wichtig zu wissen: Angriff abgeblasen

Nr. 38 –

Zum Einkaufstourismusverbot des Eglisauer Dorfpolizisten.

Hans Fehr, Nationalrat SVP aus Eglisau ZH, nie um eine Ohrfeige oder eine serbische Putzfrau verlegen, ärgert sich über die Autokolonne, die durch sein Brückenstädtli kriecht. Es ist Schweizer Einkaufsverkehr nach Deutschland. Dort sind selbst Schweizer Produkte billiger als in der Schweiz.

Fehr fordert nicht eine Hochleistungsautobahn ins Deutsche, wie das ein Bürgerlicher vermeintlich tun würde. Nein, er stimmt im Parlament grossmehrheitlich gegen den Konsumenten und den freien Markt, schützt Kartelle und verhindert Parallelimporte. Und jetzt will er dem freien Schweizer, sogar dem betenden, die Fahrt über den Rhein verbieten. 

Doch der Hintergrund ist komplizierter.

Ich kenne die Region – und sehe den Autos an, dass zu einem grossen Teil SVP-affine Leute ins Deutsche einkaufen gehen. Das Schnäpplimachen, das Hamstern und Profitieren gibt es zwar in allen Bevölkerungsschichten, aber besonders ausgeprägt ist es halt schon bei den eher einfach Denkenden, die sich schnell mal stören, wenn der Nachbar ein fetteres Auto oder eine dunklere Hautfarbe hat. Jetzt hat Hans Fehr, der Hohepriester der Einfachdenkenden, Einhalt geboten. Eglisau hat den Grenzbaum gesenkt, die SchweizerInnen zurückgepfiffen. Herrliberg hat dazu grünes Licht gegeben.

Das Verbot ist nämlich nur die letztmögliche Massnahme. Die SVP-EinkaufssoldatInnen im süddeutschen Raum mit ihren Geländewagen reagierten nicht mehr wie geplant. Sie hatten ihren Auftrag vergessen und ihre nationale Gesinnung bei Hornbach an der Kasse abgegeben. Auch sie sind den günstigen deutschen Preisen erlegen.

Der Auftrag war ihnen eigentlich klar. Die ersten SVP-affinen Schweizer SchnäppchenjägerInnen waren bereits seit Jahren regelmässig tief in den Schwarzwald eingedrungen und hatten sich zwischen den Gestellen von Aldi und Hornbach verdrückt. Sie verhielten sich wie KonsumentInnen, aber tatsächlich hatten sie die Schweizer EinkaufstouristInnen, allesamt VaterlandsverräterInnen von SP und Grünen, beobachtet und dann denunziert. Denn die Schweizer Linken und Netten fuhren nach Jestetten zu Lidl statt in die Landi oder in den Volg, wo die Preise doppelt so hoch sind und SVP-Unternehmer dran etwas verdienen würden. 

Des Problems kann man nur Herr werden, wenn man Süddeutschland Berlin entreisst, dachte man sich irgendwann in SVP- und Gewerblerkreisen. Betrachtete man samstags die Autokontrollschilder, war klar: Der Schwarzwald gehört kulturell zur Schweiz. In der Folge infiltrierten immer mehr verdeckte SoldatInnen als EinkaufstouristInnen getarnt den Südschwarzwald. Nationalrat Dominique Baettig pries derweil öffentlich den Anschluss Baden-Württembergs an die Schweiz.

Doch dann sind die verdeckten SVP-SeparatistInnen im Penny-Markt selber europhil geworden. Sie haben die Besetzung einer Deichmann-Filiale aufgegeben und wurden wie alle Linken eurosexuell.

Im fernen, faschistisch kontrollierten Berlin hatte man schon lange Kenntnis über Versuche Herrlibergs, den Südschwarzwald zu destabilisieren. Der Fluglärmstreit war der offiziell sichtbare Konflikt, aber eigentlich ging es stets um die Schweizer Annektionsgelüste. Berlin drohte Herrliberg jüngst, diesen Winter keinen Kohlestrom mehr zu liefern. Am Zürichsee bekam man kalte Füsse, zog die SeparatistInnen ab und verriegelte die Grenze.

Ruedi Widmer ist Karikaturist in Winterthur und fürchtet sich vor deutscher Konkurrenz (Eggs Gildo, Leo Leowald, Hauck & Bauer 
und andere).