CD: Motörhead im Appenzell

Nr. 41 –

Christoph Pfändler war noch lange nicht auf der Welt, als die Rockgruppe Motörhead 1980 ihr fünftes Album, «Ace of Spades», aufnahm – eines der wegweisenden Alben der Rockmusik. Es hat viele Jahre später den Ländlermusikanten Pfändler mit Bachelor im Hosensack so beeindruckt, dass er die kühnste Coverversion dieses oft nachgespielten Evergreens mit seinem Hackbrett probieren musste.

Die Coverversion ist grossartig gelungen – nur schon ihretwegen muss man sich die CD «Fuckbrett» anhören. Statt des brüllenden Motörhead-Sängers Lemmy Kilmister besingt Johanna Staub das Drama um das Pikass am Spieltisch. Umwerfend.

Den wuchtigen Stampfsound stellt Pfändlers Metal Kapelle appenzellisch her, mit Cello und Kontrabass statt E-Bass-Gewitter, mit Klavier statt Schlagzeug und mit rasendem Hackbrett statt jaulender Gitarre. Und statt der mit Testosteron getränkten Rocker spielen drei Frauen und ein Jüngling auf.

Die Metal Kapelle macht von Motörhead noch einen Ausflug zu «Master of Puppets», einem Gassenhauer von Metallica, schwingt dann hinweg zu knatternden Stückli im Toggenburger/Appenzeller Sound und landet bei schrägen Romanzen. Das Hackbrett ist das Nationalinstrument des Alpsteins, sei es als zittrige Stimme in den «Strichmusigen», sei es als orchestrales Klangfeuerwerk von Musikern wie Töbi Tobler oder Noldi Alder. Nun legt Christoph Pfändler – mit Lederjacke, Totenkopf am Halsband und Patronengürtel – noch ein Schitli drauf. «Fuckbrett» ist natürlich leise Ironie, aber die CD ist vor allem gute Musik: überraschend, erfinderisch und spielfreudig.

Lohnend ist auch ein Ausflug zu Youtube, einmal zu «Ace of Spades» im Original mit schwitzenden und stampfenden Motörheads und einmal zur Coverversion von Christoph Pfändler und seinen «drei Engeln für Chris»: Johanna Schaub, Evelyn Brunner und Steffi Rutz.

Christoph Pfändlers Metal Kapelle: Fuckbrett. christoph.pfaendler@gmx.ch