Wichtig zu wissen: Ab sofort zurückschiessen

Nr. 41 –

Gut möglich, dass einige ihn bereits tot geglaubt hatten, exponierte er sich unter Zivilisten in letzter Zeit doch zusehends seltener. Doch Totgeglaubte leben länger, und ab sofort wurde zurückgeschossen.

Prof. Dr. Albert A. Stahel, Wädenswiler Lokalpolitiker und Spezialist für Geostrategie, hatte die Offensive minutiös geplant. Der erste Schlag erfolgte aus Österreich: Im ORF-Polittalk «Im Zentrum» bei Peter Pelinka feuerte er die fulminante Eröffnungssalve ab, auf dass der Feind sich ein erstes Mal gehörig einnässte: «Wir werden diesen Verteidigungsminister Maurer an die Wand fahren, das garantiere ich Ihnen!», schmetterte Stahel in die Runde und setzte dann nach: «Wir hatten noch nie einen so dummen Verteidigungsminister wie heute.»

Lektion eins in der psychologischen Kriegsführung: Führe dem Gegner seine eigene Schwäche vor Augen, das zermürbt seinen Kampfgeist. Er hatte nicht immer so über Ueli Maurer gedacht, im Gegenteil. Bei dessen Wahl in den Bundesrat hatte Stahel grosse Hoffnungen gehegt. Nun gut, da waren sie beide auch noch in derselben Partei – derweil Albert A. Stahel, nach einem kurzen Abstecher in die GLP, mittlerweile Mitglied der Schweizer Demokraten war.

Ja damals, da dachte er noch, dass nach dem teigigen Schmid mit dem Schneid eines Goldhamsters der kernige Maurer die Schweizer Armee gehörig aufmöbeln würde. Doch dann förderte der nur schimmlige Panzer aus irgendwelchen Walliser Bergstollen zutage, sparte die Armee zusammen und war nicht mal bereit, mit dem Geld, das für den Gripen nicht gebraucht werden durfte, neues Armeematerial zu kaufen – dazu musste ihn der Nationalrat zwingen.

Doch zurück zur Kampfstrategie: Im zweiten Schritt war Deeskalation angezeigt. Der Feind sollte sich in falscher Sicherheit wähnen. Deshalb liess er die Schweizer Demokraten in einer Mitteilung verlauten, die Bemerkung sei deplatziert gewesen, er entschuldige sich in aller Form. Zuckerbrot und Peitsche. Sollte sich der Ueli Maurer ruhig zurücklehnen. Der nächste Angriff war bereits lanciert.

Bald würde er enthüllen, was er dem «Tages-Anzeiger» bisher verschwiegen hatte: Die anderen Gruppierungen von Milizoffizieren, die mit Sorge auf die Schweizer Armee blickten, würden sich zu erkennen geben und den Verteidigungsminister das Fürchten lehren.

Diese Männer und keine anderen wären in der Lage, eine Armee zu erschaffen, die der Lage Herr werden könnte. Eine, die die Schweiz gegen die Gefahren verteidigen könnte, die vom Osten her dräute, von Damaskus bis Donezk. Der Kommandant der Truppe, kein Geringerer als der Geist des vor fünf Jahren verstorbenen Brigadiers Ernst Mühlemann, Stabschef des Feldarmeekorps 4, Kommandant der Grenzbrigade 7 und Chef der Gruppe Strategie im Armeestab. Mithilfe der Vermittlung von Hellseher Mike Shiva würde der frühere Ostblockexperte allen den Garaus machen: Maurer, Putin und den Islamisten. So und nur so könnte der «esoterischen Abhandlung», wie Stahel Maurers Sparpläne im Fernsehen genannt hatte, endlich Einhalt geboten werden.

Susi Stühlinger war nie in der Armee und weiss ja gar nicht, wovon sie redet.