WOZNews

Nr. 41 –

Nacktwandelnde

Während bei Onlinemedien laufend ergänzt und nachgebessert werden kann, heisst es bei Print: Gedruckt ist gedruckt, auch die Fehler des Trennprogramms. Etwa beim «Tages-Anzeiger», der sich über den «Ausserr-hoder FDP-Nationalrat Andrea Caroni» ausliess. Hoffentlich behält er seine Selfies für sich, raten wir ihm.

Kleinasiatische

Das «Magazin» des gleichen Blatts bringt derweil grammatikalische und geografische Komplikationen zusammen: «Einmal in der türkischen Hauptstadt Istanbul angekommen, ist es nicht mehr weit nach Syrien.» TouristInnen wird allerdings empfohlen, sich nicht nur zu fragen: Will ich dorthin?, sondern auch: Wo bin ich?

Bewegliche

Und beim Titel «Carcheuffere dringend gesucht» auf «Tages-Anzeiger Online» hätten wir gerne ergänzt: «Auch Korrekteure genehm», doch diese haben, siehe oben, inzwischen ihres Amtes gewaltet und aus den potenziellen Käufern althergebrachtes Fuhrpersonal gemacht.

Gecloonte

«Der Prunk der mehrtägigen Hochzeitsfeier stehe im krassen Widerstand zur sozialen Lage in Venedig.» Schade, dass dieser Satz auf «Tages-Anzeiger Online» inzwischen ebenfalls korrigiert ist, denn das ist ja das eigentliche Problem mit den Reichen und Schönen: dass sie so widerstandsfähig sind.

Gemütliche

Der Stammtisch muss ja immer als Symbol herhalten, wenn sich ein Mensch – meist Mann – ungefähr so verhält wie SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner in Fernsehdiskussionen. Also begab sich der «Tages-Anzeiger» zwecks Feldforschung aufs Land und stellte fest: Der gemeine Stammtischler ist a) auch weiblich, verfügt b) über Humor und schimpft c) keineswegs ständig über Sozialschmarotzer und Asylanten. Wir nehmen es erleichtert zur Kenntnis und erwähnen gern, dass ein Autor in der «NZZ am Sonntag» zu ähnlich sympathischen Ergebnissen kam. Dass das dortige Begleitfoto eindeutig zwei Kölschgläser zeigte, werten wir allerdings als subversiven Akt!

Inspirierte

In der «Bilanz» geriet man über dem aktuellen Geschäftsbericht der Firma Clariant ins Schwärmen: «Das Heavybusiness Chemie wird fühlbar gemacht. Leichtigkeit und Luft machen Lust zum Verweilen. Und wem die Muse dazu fehlt, dem bietet der Basler Konzern mit einem ausklappbaren Cover einen simplen und verständlichen Überblick über das Innenleben des Unternehmens.» Vergessen Sie aber beim Kuss Ihre PSA (persönliche Schutzausrüstung) nicht!

Professionelle

Die Ringier-Presse agierte zweimal mehr gewohnt empfindsam. Während der «Blick am Abend» die Nachricht über die schwere Erkrankung des Volksschauspielers Jörg Schneider mit dem Titel «Kasperli hat Krebs» versah, formulierte der «Blick» die Titelschlagzeile zur anstehenden Gerichtsverhandlung gegen den deutschen Komiker Karl Dall entsprechend der Anklageschrift: «Dall überraschte die Frau im Schlaf». Den Prozess kann man sich eigentlich gleich sparen.

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