Durch den Monat mit Jugendlichen (Teil 4): Was ist für dich Freiheit?

Nr. 48 –

Lukas Bader (16) ist Mitglied der Jungfreisinnigen Stadt Zürich. Er will eine Sektion in Küsnacht gründen und sich später um Energiepolitik kümmern. Unter seinen KollegInnen wird zwar häufig diskutiert, aber politisch engagieren will sich kaum jemand.

Lukas Bader vor dem «Arosa-Stübli» in Küsnacht: «Ich finde nicht, dass man vorschreiben sollte, wie viel Energie eine Person verbrauchen darf.»

WOZ: Lukas, was ist für dich Freiheit?
Lukas Bader: Es gibt ja diesen Satz: «Die Freiheit endet dort, wo die des anderen beginnt.» Ich finde, das trifft zu. Freiheit ist, wenn man nicht überall bevormundet wird. Das habe ich vor allem bemerkt, als ich von der Sekundarschule ins Gymnasium wechselte. Dort wird man weniger bevormundet. Wie du dein Ziel erreichst, ist dir selbst überlassen. Diese Verantwortung geniesse ich. Das ist für mich Freiheit.

Du bist den Jungfreisinnigen beigetreten. Wann hast du dich dafür entschieden?
Als ich diesen Sommer sechzehn wurde, habe ich mir gesagt: Jetzt bin ich alt genug, um einer Jungpartei beizutreten. An meinem Geburtstag habe ich dann das Mail mit der Anmeldung abgeschickt. Für mich ist sechzehn ein super Alter, ich würde auch sehr gerne schon abstimmen und wählen. Niemand hat mich überredet, ich bin selbstständig in diese Partei eingetreten.

Heisst das, dass du in deinem Umfeld gar nicht gross politische Diskussionen führst?
Doch, das schon! Meine Kumpels haben alle eine Meinung, aber keine Motivation, sich politisch zu engagieren. Keine Ahnung, woran das liegen könnte. Ich habe aber auch ein paar Freunde in anderen Jungparteien, einer ist bei der Juso. Das ist immer sehr cool, wenn ich ihn treffe, dann diskutieren wir intensiv.

Was hat dich aufgeregt in den letzten Wochen?
Die aktuellen Initiativen. Vor allem Ecopop und die Goldinitiative, dort würde ich gerne Nein stimmen. Was im Abstimmungskampf alles so gesagt wird, regt mich auf. Die Ecopop-Initiative ist doch völliger Habakuk! Abschotten und Grenzen zu, das ist keine Option. Die Abschaffung der Pauschalsteuer betrifft mich nicht, Zürich hat diese ja bereits abgeschafft. Das sollen weiterhin die Kantone entscheiden.

Die FDP gilt als Partei der Wirtschaftsbosse. Was für einen Stellenwert hat Geld für dich?
Nicht den grössten. Mit Geld kann man sich zwar ein warmes Zuhause und Essen kaufen, aber Glück ist mir wichtiger. Ich möchte später nicht jeden Tag acht Stunden einer Arbeit nachgehen, die ich nicht mag, nur damit ich mir ein grosses Loft leisten kann.

Würdest du es sinnvoll finden, wenn die Parteien ihre Spenden offenlegen müssten?
Das finde ich völlig daneben. Wollen wir wirklich, dass die ganze Schweiz die Bücher einer Partei kennt? Die Öffentlichkeit geht das nichts an. Wenn ein einzelner Politiker das freiwillig offenlegen will, dann ist das schön. Aber man sollte niemanden dazu zwingen. Ich könnte mir vorstellen, dass mir solche Bevormundungen die Lust an der Politik verderben könnten.

Du wohnst in Küsnacht, aber hier gibt es gar keine JFDP-Sektion. Hast du Pläne?
Ich fände es super, wenn ich helfen könnte, diese Sektion aufzubauen. Doch wie geht das? Da habe ich ja noch keine Ahnung. Alle, die ich kenne, haben zwar eine Meinung, aber möchten nicht einer Partei beitreten. Ein paar von meinen Kumpels sticheln manchmal schon gegen mich. Wenn ich sie dann frage, ob sie mal mitkommen möchten, haben sie keine Lust oder keine Zeit. Das finde ich schade. Andererseits möchte ich später auch einmal in einer parteiinternen Kommission mitarbeiten.

Welche der JFDP-Kommissionen interessiert dich am meisten?
Umwelt, Energie und Verkehr. Das sind wichtige Themen, die zu wenig Beachtung bekommen. Wir brauchen viel Energie, das ist Tatsache. Die Umweltverschmutzung ist auch Tatsache. Wirtschaft ist schon spannend, aber das Thema Energie hat viel mehr Auswirkungen auf die einzelnen Personen.

Die FDP ist ja nicht gerade bekannt für ihr umweltfreundliches Engagement …
Ja, ich weiss. Was Energiefragen betrifft, stimme ich aber auch nicht mit den Grünen überein. Ich finde nicht, dass man vorschreiben sollte, wie viel Energie eine Person verbrauchen darf. Die Person soll sich selber überlegen, wie viel sie verbraucht und was für Strom.

Der Bundesrat muss sich innerhalb von zwei Jahren zum Stimmrechtsalter sechzehn positionieren. Welche Reaktion würdest du dir wünschen?
Persönlich fände ich es eine super Sache, wenn der Bundesrat sich positiv äussern würde. Mich würde es auch freuen, wenn sich die JFDP dieser Meinung anschliesst. Trotzdem habe ich Angst, dass es nicht so viel bewirken würde. Die Jungen bleiben tendenziell der Urne fern, das zeigen die Umfrageresultate. Für mich wäre es cool, aber ich glaube, einen grossen Unterschied wird es nicht machen. Viele meiner Kumpels haben, wie gesagt, eine Meinung, aber ich behaupte jetzt mal, abstimmen und wählen gehen würden sie nicht.

Wie sieht die Schweiz aus, in der du erwachsen werden möchtest?
Es wäre eine Schweiz, die die Überregulierung stoppt. In der nicht jene Personen und Parteien Politik betreiben, die am lautesten schreien und am meisten Geld in den Wahlkampf reinpumpen. Eine Schweiz, in der die Argumente zählen und das Gesetzbuch nicht mehr immer dicker wird.

Lukas Bader ist in Küsnacht aufgewachsen. 
Nach dem Gymnasium möchte er studieren und politisch aktiver werden. Was Lukas studieren 
will, ist noch offen. In seiner Freizeit spielt 
er Rugby in der U-18-Nationalmannschaft.