Diesseits von Gut und Böse: Made in Cambodia

Nr. 5 –

Planspiele simulieren reale Problemstellungen, man kann komplexe Aufgaben lösen lernen, ohne gleich den Flieger oder das Schiff zu versenken. Im Workshop «Struggle for Survival» konnten die Damen und Herren am Weltwirtschaftsforum in Davos ungefährdet Armut üben: In Anzug und Deuxpièces hockten sie in einer Dorfkulisse am Boden, klebten Tüten und mussten diese dann zum Kauf anbieten. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Crossroads Foundation, einer Non-Profit-Organisation aus Hongkong; ob die dabei wenigstens einen Haufen Geld verdiente, um es sinnvoller einzusetzen, weiss ich nicht.

Drei junge norwegische ModebloggerInnen wollten nicht nur in Kulissen, sondern vor Ort sehen, wie ihre Kleider gemacht werden. Anniken, Frida und Ludvig reisten für die Zeitung «Aftenposten» nach Kambodscha, sprachen mit TextilarbeiterInnen, arbeiteten einen Tag in der Fabrik und versuchten, für ihren Tageslohn Lebensmittel einzukaufen. Sie waren fassungslos. Es entstanden fünf kurze, sehenswerte Filme (Link zu den Filmen , mit englischen Untertiteln).

Die drei haben die Welt nicht verändert. Doch wer in den grossen Modeketten auf Schnäppchenjagd geht, sollte wissen: Für all die tollen Billigteile nähen weltweit Tausende Menschen zwölf Stunden am Tag für drei Dollar unaufhörlich immer wieder nur die gleiche Naht.