Was weiter geschah: Fördergelder: Frauen – Filme – Fakten

Nr. 5 –

An den ersten Solothurner Filmtagen 1966 gab es keine Filme von Frauen. Fünfzig Jahre später sieht das Programm um einiges femininer aus, auch wenn unter den zehn für den Prix du Public nominierten Filmen nur gerade zwei von Regisseurinnen stammen. «Die Zeit, in der man Männer bevorzugte, ist vorbei», sagte Ivo Kummer, Leiter der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, letzten Sommer gegenüber der WOZ bezüglich der Filmförderung.

Die Hälfte aller FilmhochschulabgängerInnen in europäischen Ländern sind Frauen. Im Lauf ihrer Karriere verschwinden sie indes zunehmend aus der Branche: Bloss zwanzig Prozent der Fördergelder in Europa gehen an Frauen. Länder wie Frankreich oder Schweden sammeln schon seit längerem geschlechtsspezifische Daten über die selektive Filmförderung, um den Ursachen der Marginalisierung auf die Spur zu kommen. In der Schweiz gab es hingegen bislang keine Erhebungen dazu.

Der Verband Filmregie und Drehbuch Schweiz, der Dachverband der schweizerischen Film- und Audiovisionsbranche Cinésuisse und Focal, die Stiftung Weiterbildung Film und Audiovision, haben nun erstmals solche Daten von verschiedenen Schweizer Förderinstitutionen zusammengetragen und an den Solothurner Filmtagen im Rahmen der Veranstaltung «Die Gender-Frage: Zahlen und Fakten aus der Schweizer Filmförderung» vorgestellt.

Die Bilanz ist ernüchternd: 2013 und 2014 wurden 31 Prozent der Gesuche für Förderbeiträge von Frauen gestellt. Von den Zusagen gingen noch 28 Prozent an Frauen, auf Fördergelder umgemünzt entsprach dies nur noch 22 Prozent. Frauen verlieren also im Evaluationsprozess wie auch bezüglich der Höhe der Förderbeiträge im Vergleich zu den Männern. Da muss Ivo Kummer wohl nochmals über die Bücher.

Nachtrag zum Artikel: «Um einiges tiefer als das Dekolleté» in WOZ Nr. 32/2014 .