Diesseits von gut und böse: Einschneidender Werbespot

Nr. 19 –

Gesundheitssendungen sind mir ein Gräuel. Entweder bringen sie mich erst auf Ideen, was ich noch alles haben könnte, oder sie machen mir dank nicht umgesetzter Gesundheitstipps derartig Schuldgefühle, dass es auch nicht gesund ist. Kürzlich geriet ich versehentlich in den Abspann der TV-Sendung «Puls», Thema: Doppelkinn. Ist das jetzt auch eine Krankheit?, dachte ich und schaute den Beitrag im Internet an – mit verheerenden Folgen.

Man hatte ZuschauerInnen, die ihr Doppelkinn stört, eingeladen, um sie medizinisch zu beraten. Also bevölkerten die Sendung zahlreiche Individuen, die genauso aussahen, wie ungeliftete Menschen jeden Alters und Gewichts eben aussehen. Nur eine der Porträtierten litt unter einem explizit gesundheitlichen Problem.

Und ich, die ich seit Kindesbeinen jeden nicht medizinisch indizierten Eingriff am Körper meide wie der Teufel das Weihwasser, fand mich plötzlich Hautfalten raffend vor dem Spiegel wieder und rechnete durch, ob ich genug Tausender für eine OP hätte. Dabei fand ich alle empfohlenen Behandlungsmethoden – bis aufs Gesichtsmuskeltraining, das aber nur «in limitiertem Umfang» helfe – blutig bis sehr blutig.

Die Moderatorin hat übrigens kein Doppelkinn und sieht auch nicht aus, als könne sie je eines entwickeln. Beim Radio- und Fernsehgesetz werde ich trotzdem Ja stimmen.