Buch «Naturerbe der Schweiz»: Lasst diese 162 Objekte in Ruhe!

Nr. 24 –

Ein Bildband stellt die eindrücklichsten Landschaften der Schweiz vor. Und macht klar: Es gibt viel zu verlieren.

Wo kommt er her? Will er noch irgendwo hin?: Erratischer Block bei Steinhof im Oberaargau. Foto: Andreas Gerth, aus dem besprochenen Buch

Was stand am Anfang des Schweizer Naturschutzes? Berge, könnte man denken. Oder vielleicht Seen. Ganz falsch: Es waren Steine. Den Luegibodenblock zum Beispiel, einen geologisch exotischen Felsbuckel bei Habkern oberhalb von Interlaken, stellte die Naturforschende Gesellschaft Bern schon 1869 unter Schutz. Auch die erratischen Blöcke im Mittelland faszinierten die Naturkundigen des 19. Jahrhunderts – sie waren von Gletschern über Hunderte Kilometer transportiert worden und lieferten wichtige Beweise für die damals noch umstrittenen Eiszeiten.

Zusammen mit 161 anderen «Objekten» gehört der Luegibodenblock heute zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN). Ein Bildband stellt sie nun alle vor: berühmte wie die Rebberge des Lavaux oder den Rheinfall, ausgedehnte wie das Jungfrau-Aletsch-Gebiet, aber auch unbekannte und winzige, etwa das Schaffhauser Wangental oder kleine Moore im Mittelland. Die kurzen, informativen Texte zu jedem einzelnen Objekt von Geograf Raymond Beutler lassen über die Vielfalt auf kleinem Raum staunen und inspirieren zu Ausflügen.

Andreas Gerths Fotos sind malerisch, oft morgens oder abends aufgenommen. Die Probleme, die es auch in BLN-Gebieten gibt, weil der Schutzstatus zu wenig Auswirkungen auf die Raumplanung hat, sieht man nicht. Dieses Buch konzentriert sich ganz auf die Schönheit. Und das macht es gut. In einer Zeit, in der die Energielobby am Schutz der BLN-Gebiete kratzt, zeigt es, was es zu verlieren gibt.

Raymond Beutler und Andreas Gerth: Naturerbe der Schweiz. 
Die Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Haupt Verlag. Bern 2015. 392 Seiten. 78 Franken