Diesseits von gut und böse: Es lebe der Service public!

Nr. 24 –

Kürzlich habe ich «Unterwerfung» von Michel Houellebecq gelesen. Was wäre, wenn?, fragt der Roman: wenn es die Mechanismen der Demokratie möglich machten, dass in Frankreich plötzlich ein islamistischer Präsident im Amt wäre, wenn sich die Institutionen ohne viel Gewaltanwendung islamistischen Gesetzen unterwürfen, die Sorbonne von den Saudis finanziert würde, Studentinnen nur noch verschleiert durch die Gänge liefen und ein Mann bis zu vier Frauen haben dürfte?

Der Roman verdarb mir die Stimmung. Zum einen erschien mir Houellebecqs Fantasie, es könne quasi infolge einer Mixtur aus Gleichgültigkeit und Machtgier zu solch einem Umsturz kommen, gar nicht so abwegig. Zum andern nervt mich Houellebecqs Blick auf Frauen immer – ob er sie nun verschleiert oder im Mini rumlaufen lässt.

An jenem Abend rettete mich SRF 1, denn ich geriet zufällig in die Sendung «Kulturplatz» zum Thema Islam. Es kamen zu Wort: IslamwissenschaftlerInnen, junge SlampoetInnen in Deutschland, die sich als «i,Slam» gegen Islamophobie einsetzen, und der Imam von Wil SG.

Im Vergleich zu dem, was sonst so serviert wird, war die differenzierte und besonnene Sendung eine Labsal und bot echte Volksaufklärung. Wenn Service public «für alle etwas» bedeutet, dann war diese Sendung mal was für mich! Und Grund genug für ein herzhaftes Ja zum RTVG.