Griechenlandsolidarität: Resolute Rentnerin: «Jordan soll zahlen!»

Nr. 29 –

Es war ein resoluter Auftritt der siebzigjährigen Monika Schmid-Lehmann aus Zürich Oerlikon, die am Freitagmittag plötzlich in der Redaktion stand und zu einer Ansprache ansetzte, der sich keiner der Anwesenden entziehen konnte. Sie habe jetzt genug von dieser Schuldenkrise, es sei unsäglich, dass die einfachen Leute in Griechenland einfach ihrem Schicksal überlassen würden. «Jetzt muss Action her», so die Frau, der anzusehen war, dass sie selber einer Portion Action nicht abgeneigt war. «Beim Jordan von der Nationalbank» sei sie gerade gewesen, unangemeldet. «Der Jordan hat ja grauenhaft viele Euro oder auch Schweizer Franken», weswegen er – so ihr Vorschlag – mit einem Schlag die griechischen Schulden übernehmen solle. «Dann könnten die Griechen wieder atmen», die Schweiz würde für einmal richtig gut dastehen in der Weltpresse, und das Geld, nun, «das kommt ja sowieso schön langsam wieder in die Schweiz zurück.»

Den prima vista bestechenden Plan konnte sie dem Präsidenten der Nationalbank jedoch nicht vortragen, da ihr der Mitarbeiter am Empfang mitteilte, es fehle Herrn Jordan an zeitlichen «Kapazitäten», und überhaupt sei der Dienstweg einzuhalten. Dass der Dienstweg nicht unbedingt der Weg von Frau Schmid-Lehmann ist, zeigt sich etwa daran, dass sie – bevor sie sich über den Warenlift Zugang zur WOZ verschaffte – in die Räumlichkeiten der «Weltwoche» reingeradelt war, was ihr eine umgehende Redaktionsausschaffung beschert habe.

Aber zurück zum Vorschlag der rasenden Aktivistin: Wichtig sei ihr, dass das Geld nicht beim griechischen Militär oder der orthodoxen Kirche versickere. Den Einwand, Thomas Jordan dürfe dieses Hilfsgeschenk möglicherweise gar nicht beschliessen, wies die ehemalige Flugsicherungsangestellte weit von sich: «Was darf man denn überhaupt noch in diesem Land?»

Auf Anfrage bei der Nationalbank wird jedoch genau dieses Argument ins Feld geführt: «Das wäre weit ausserhalb des gesetzlichen Mandats», meint Sprecher Walter Meier. Andererseits: Eine Schenkung könnte auch den Schweizer Franken schwächen. Und welche Nationalbank würde das im Voraus schon ankündigen?