Kultour

Nr. 29 –

Ausstellung

Gerade noch rechtzeitig

Da dürften am Abend des vergangenen 13. Februar noch einige Zürcher KünstlerInnen nervös in die Tasten gehauen oder sogar noch gekunstwerkt haben. «Bis Mitternacht» lautete die Deadline für die Bewerbung um eines der begehrten Werk- und Atelierstipendien für bildende Kunst der Stadt Zürich. 216 Kunstschaffende haben schliesslich ihre Bewerbung rechtzeitig eingereicht. 36 Produktionen konnten in dieser Runde die fünfköpfige Jury überzeugen.

Kommende Woche geht es nochmals ans Eingemachte, wenn am Abend der Vernissage bekannt gegeben wird, wer ein Werkstipendium oder einen Atelieraufenthalt in Paris, Genua, Kunming, New York, Hamburg oder Istanbul in seinen Lebenslauf schreiben darf. Was alle aber schon einmal für sich verbuchen können, ist die Teilnahme an der alljährlichen Ausstellung im Helmhaus «Werk- und Atelierstipendien der Stadt Zürich». Wie jedes Jahr wird auch die Ausstellung 2015 vor allem eines bieten: einen differenzierten Einblick in das vielfältige Kunstschaffen in und aus Zürich. Vom Roboter, der fröhlich im Darknet shoppt, bis hin zur künstlerischen Auseinandersetzung mit Schweizer Überwachungsakten oder archäologischen Artefakten.

Wer übrigens die Spannung so lange erträgt, der kann sich bei einem Besuch der Ausstellung an der langen Nacht der Museen im September auch noch über musikalische Schmankerl freuen. Aber wer wollte bei diesen Aussichten schon so lange warten?

«Werk- und Atelierstipendien der Stadt Zürich 2015» in: Zürich Helmhaus, Sa, 18. Juli 2015, 
bis 6. September 2015. Vernissage und Stipendienverleihung: Fr, 17. Juli 2015, ab 18 Uhr. 
www.stadt-zuerich.ch/kultur/de/index/institutionen/helmhaus

Stephanie Danner

Das jüdische Konstanz

Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts liessen sich jüdische SiedlerInnen in Konstanz nieder – und schon damals kam es zu Ausschreitungen gegen sie. So wurden beim Pogrom von 1348/49 die jüdischen BürgerInnen im Pulverturm, den sie finanziert hatten, inhaftiert. Gut 400 Jahre lang war es Jüdinnen und Juden untersagt, sich in Konstanz niederzulassen, erst 1847 beschloss der Rat die Wiederaufnahme von jüdischen BürgerInnen. 1866 wurde die Israelitische Gemeinschaft gegründet, deren Mitgliederzahl bis 1933 ständig wuchs. Nach der Machtübernahme der NationalsozialistInnen begann auch in Konstanz die Verfolgung, Deportation und Vernichtung der Jüdinnen und Juden. Die Ausstellung «Das jüdische Konstanz. Blütezeit und Vernichtung», die im Richentalsaal im Kulturzentrum am Münster zu sehen ist, gibt Einblick in das jüdische Leben in Konstanz vor 1933 sowie danach. Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm 
begleitet.

«Das jüdische Konstanz. Blütezeit und Vernichtung» in: Konstanz Richentalsaal 
im Kulturzentrum am Münster, 
Do, 16. Juli 2015, bis 30. Dezember 2015. 
www.konstanz.de/rosgartenmuseum

Silvia Süess

Open Air

Kino auf dem Silo

Und jeden Sommer wieder die Frage: Wozu Open-Air-Kino? Da laufen dann unterm Banner einer Telekommunikationsfirma, die nicht mehr Orange heisst, nochmals die Publikumshits, die man unterm Jahr auch schon bequem im Kino sehen konnte, und dazu noch ein paar neue, die demnächst sowieso flächendeckend ins Kino kommen. Aber klar, es geht auch anders, man muss sich bloss ein Open Air suchen, wo sich die Leute dahinter etwas gedacht haben beim Programm und auch beim Filme ausgraben, die noch niemals einen Multiplex von innen gesehen haben.
Wie zum Beispiel beim Silokino in Basel, auf der Aussichtsterrasse des Bernoulli-Silos am Rheinhafen. Da darf man sich dieser Tage relativ risikofrei an zwei erprobten Klassikern von Alfred Hitchcock («Rope», 16. 7.) und Billy Wilder («Some Like It Hot», 17. 7.) erfreuen, aber danach wirds dann erst richtig krass, nämlich mit schmutzigen Perlen aus dem Untergrund. Da kämpft Lydia Lunch («Vortex», 22. 7.) gegen einen machthungrigen Geschäftsmann, Rosa von Praunheim verwickelt sechs ältere Frauen in einen turbulenten Krimi («Unsere Leichen leben noch», 23. 7.), und Christoph Schlingensief irrlichtert noch einmal auf den Spuren von Pasolini und Fassbinder («Die 120 Tage von Bottrop», 24. 7.). In solcher Gesellschaft darf natürlich auch Clemens Klopfensteins «E nachtlang Füürland» (29. 7.) nicht fehlen, in dem Max Rüdlinger bis ans Ende der Welt will, aber auch nur das Ende der Nacht findet.

Silo-Open-Air in: Basel Aussichtsterrasse des Bernoulli-Silos, Hafenstrasse 7. Jeweils Mi–Fr, 
ca. 21.30 Uhr. Bis 14. August 2015. Platzreservationen: Tel. 078 679 20 97 (nur am Vorführdatum zwischen 17 und 18.30 Uhr). Bei ungünstiger Witterung laufen die Filme um 21.30 Uhr 
im Neuen Kino Basel, Klybeckstrasse 247. 
Weitere Infos: www.neueskinobasel.ch

Florian Keller