Blutdiamanten: «Die Verhaftung ist wegweisend»

Nr. 36 –

Vergangene Woche hat die Polizei den US-belgischen Unternehmer Michel Desaedeleer am Flughafen von Malaga in Südspanien festgenommen. Gegen den 64-Jährigen liegt ein europaweiter Haftbefehl vor: Er soll während des Bürgerkriegs in Sierra Leone mit Blutdiamanten gehandelt und sich dabei zudem an der Versklavung von ZivilistInnen beteiligt haben. Es ist das erste Mal, dass ein Geschäftsmann als mutmasslicher internationaler Kriegsverbrecher verhaftet worden ist.

Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone (1991–2002) finanzierten sich sowohl die Regierungstruppen als auch die RebellInnen der Revolutionary United Front (RUF) über den Handel mit Diamanten. Im Distrikt Kono im Osten von Sierra Leone hatte die RUF Männer, Frauen und Kinder zur Arbeit in den Minen gezwungen, die Diamanten ins Ausland geschmuggelt und gegen Waffen oder Geld getauscht.

Desaedeleer soll in diesen Handel verwickelt gewesen sein: Gemäss einem Report der Uno ist er im Sommer 1999 zum ersten Mal mit den RebellInnen der RUF in Kontakt getreten. Daraufhin habe der Geschäftsmann mit dem RUF-Anführer Foday Sankoh und dem damaligen liberianischen Präsidenten Charles Taylor, der 2012 zu fünfzig Jahren Gefängnis verurteilt wurde, zusammengearbeitet. Taylor hatte die RUF damals im Austausch gegen Diamanten unterstützt.

«Die Verhaftung von Desaedeleer ist wegweisend», sagt Alain Werner, Direktor der Genfer NGO Civitas Maxima, die die ZeugInnenaussagen für den Haftbefehl gesammelt hatte. «Es geht darum, die Verantwortung der Finanzakteure aufzuzeigen.» Weil der Handel mit Rohstoffen Konflikte anheizen könne, sei deren Rolle ausschlaggebend für Kriegsverbrechen.

Am vergangenen Freitag hat ein spanisches Nationalgericht für Desaedeleer provisorische Haft angeordnet. Demnächst wird der Unternehmer den belgischen Behörden übergeben, die die Untersuchung gegen ihn leiten.